Elisabeth Rank
Elisabeth Rank ist Autorin und Podcast-Produzentin und 1984 in Berlin geboren, hat später in Hamburg gelebt.
Gegangen: Elisabeth wohnt heute in Berlin.
Foto: Carolin Weinkopf
Das Profil teilen:
Weshalb bist du gegangen?
Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Berlin verbracht, die DDR hat meine Familie und ihre Traumata nachhaltig geprägt. Berlin hat jedoch einen Sonderstatus, weil Ost und West hier die Möglichkeit haben, sich nah zu sein und zusammen zu wachsen wie nirgendwo sonst.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Mein Beruf ist es, Geschichten so zu erzählen, dass sie verstanden werden. Ob schriftlich oder zum Hören, es geht immer darum, Erfahrungen, Perspektiven und Vielfalt so in Form zu bringen, dass sie verstanden werden können.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich fühle mich vor allem als Europäerin. Die DDR hat mich und meine Familie zwar sehr geprägt – mit gescheiterten und erfolgreichen Fluchtversuchen, Jugendknast, Systemkindergärten und dem Gefühl nach der Wiedervereinigung, eine Biografie zu haben, die viele Menschen im eigenen Umfeld überhaupt nicht nachvollziehen können. Und ich bin mir der Privilegien eines Lebens in Deutschland jeden Tag bewusst. Dennoch glaube ich an eine vor allem europäische Zukunft, die für mich über Grenzen hinweg Solidarität und Miteinander bedeutet.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Meine Familie hat tiefgreifende Traumata erlebt – durch Flucht, eingeschränkte Zukunftsplanung, Stasi-Schikane und Erziehung in der DDR. Soetwas prägt. Genauso prägt aber auch das Gefühl, nach der Wiedervereinigung eine neue Chance bekommen zu haben, meine Familie hat individuell profitiert und die Möglichkeit bekommen, sich neu zu orientieren und sich selbst zu verwirklichen: Genau das war vorher nur extrem eingeschränkt möglich.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir von Ostdeutschland die Energie und den Mut, sich selbst weiterhin zu erklären und zu erzählen. Ich wünsche mir von Ostdeutschland Offenheit, Toleranz und Geschichten. Für Ostdeutschland wünsche ich mir vor allem Kommunikation auf Augenhöhe und Interesse. Es geht nicht darum, zu allem Ja zu sagen, sondern um wahrhaftige Auseinandersetzung. Hört und lest die Geschichten, die Biografien, die Literatur, fahrt nicht nur für ein günstiges Wellnesswochenende hin, sondern begreift den Osten als zusätzliches, gültiges Narrativ dieses Landes.