Arielle Kohlschmidt
Arielle Kohlschmidt ist Kreative und Meditationstrainerin und 1977 in Cottbus geboren und in Berlin aufgewachsen.
Zurückgekehrt: Arielle lebt heute in Klein Priebus.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Meine Entscheidung für meinen Wohnort hatte nichts mit „Ostdeutschland“ zu tun. Ich bin zum einen dem Ruf einer alten Kulturlandschaft, der Oberlausitz, gefolgt und zum anderen dem Ruf der Natur. Ich hätte genauso gut zum Beispiel im Wendland oder in Angeln landen können.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Der ländliche Raum hier im Osten des Ostens wird immer leerer und leerer. In den nächsten 5-10 Jahren erwarten die Demographen eine Schrumpfung von 20-30%. Da ich selbst erlebt habe, wie schön das Landleben für ein ehemaliges Stadtkind ist, und wie günstig man hier Raum haben kann, sehe ich das als eine riesige Chance. Denn in den Städten erleben wir gerade den gegenteiligen Trend: Die Mieten werden immer teurer und Raum knapper. Mit unserem Herzensprojekt Raumpionierstation Oberlausitz beraten wir zum einen Städter, die aufs Land ziehen wollen und zum anderen bauen wir vor Ort ein Netzwerk an Zuzüglern und Rückkehrern auf, um Mut zu machen und eine kritische Masse sichtbar werden zu lassen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Wenn ich meine Seele danach befrage, dann weiß diese nicht, was das sein soll: „ostdeutsch“. Das scheint ihr genauso wenig real wie schwarz rot gelbe gemalte Pflöcke, die eine „Grenze“ markieren sollen, wo keine Grenze ist, sondern nur ein wunderschöner Fluss in einem wunderschönen Tal.
Mein Verstand würde ostdeutsch an der gemeinsamen, kollektiven Erfahrung ausmachen. Vor vielen Jahren hat das System mal gewaltig gewackelt und ist zusammengebrochen, etwas Neues kam und wir leben immer noch. Mancher blieb im Zusammenbruch stecken, andere wuchsen über sich hinaus und nutzten die Krise als Sprungbrett.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die Wende bot mir die Chance, eine Menge ungewöhnlicher Erfahrungen in kurzer Zeit zu machen. Sie hat mich z. B. gelehrt, dass Kreative oben schwimmen bleiben. Meine Mutter war Puppenspielerin und mein Vater Historiker. Sie gehörten zu den wenigen, die nicht ihre Arbeit verloren. Und ich habe gelernt, gelassen zu bleiben. Zur Wendezeit ging ich zur Schule und alle, insbesondere die Lehrer, waren panisch und übertrugen das auf ihre Schüler: Wenn Du nichts lernst, dann wirst Du immer arbeitslos sein. Ich bin trotzdem den Weg gegangen, den mein Herz mir wies. Ich habe mein Psychologie-Studium abgebrochen, um für den Kinderkanal als freie Autorin zu arbeiten. Vollkommen verrückt damals.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir für Ostdeutschland viele mutige Menschen, die die Potentiale erkennen und nutzen, die ein Leben hier bietet. Abseits vom großen Geld. Ich wünsche mir, dass insbesondere die leerer werdenden ländlichen Räume Ostdeutschlands Experimentierfelder zum Beispiel neuer Wohn- und Arbeitsformen werden dürfen. Ich wünsche mir, dass diese besondere Geschichte als Sprungbrett genutzt werden kann. Und schließlich wünsche ich mir die Überwindung von Spaltungen, die sich nicht nur innerhalb Ostdeutschlands zeigen, sondern derzeit in der ganzen westlichen Welt.