Joerg Mitzlaff
Joerg Mitzlaff ist Diplom-Informatiker und 1971 in Ost-Berlin geboren.
Zurückgekehrt: Joerg lebt heute in Brandenburg.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Mein neues Büro ist in einem Gebäude, das genau auf dem Grenzstreifen zwischen Ost- und Westberlin gebaut wurde. Eine bessere Annäherung kann ich mir nicht vorstellen.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Vor 10 Jahren habe ich die Plattform openPetition gegründet und aufgebaut. Ich kann mein IT-Wissen dafür einsetzen, den Menschen zu helfen, viele „kleine Wenden“ in ihrem Leben zu bewirken. Die Menschen können sich vernetzen, Selbstwirksamkeit erfahren und auf Augenhöhe mit der Politik ins Gespräch kommen. Wir arbeiten transparent, ohne Hierarchien und ohne Privilegien und sind als gemeinnützig anerkannt.
In meiner Arbeit als Vorsitzender des Bürgervereins in einem Dorf mit 2.000 Einwohnern gestalte ich das Dorfleben mit. Wir schaffen einen Ort der Begegnung für Einheimische und Zugezogene, Alt und Jung, Arbeiter und Akademiker, ehemaligen Stasi-Opfern und ehemaligen Stasi-Mitarbeitern.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich bin von der Kultur der DDR geprägt. Ich fühle mich ostdeutsch, wenn Klassenunterschiede keine Rolle spielen, wenn Bildung und körperliche Arbeit gleichermaßen respektiert werden, wenn die Gleichberechtigung von Frauen und Männern kein Thema sind, wenn ich keine Werbung vermisse, wenn Religion in meinem Leben keine Rolle spielt und wenn ich mir nicht jeden Komsumwunsch erfüllen muss.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich habe gelernt, aus nichts etwas machen zu können, pragmatische Lösungen zu finden, zu machen was geht und die Lücken im System zu nutzen. Das hilft mir auch heute.
18 Jahre einer Ideologie ausgesetzt gewesen zu sein, ohne ausreichende kritische Distanz, macht einen sehr sensibel für jede Art von alter und neuer Ideologie.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Menschen, die stolz sind auf Ihre Herkunft sind. Menschen, die aus der Erkenntnis „Veränderung ist immer möglich“ eine besondere Kraft schöpfen und diese zum Wohle aller nutzen. Menschen, die sich solidarisch für Ihre Mitmenschen einsetzen und Verantwortung für Ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen.
Wir brauchen nicht mehr Ostdeutsche in Führungspositionen, wir brauchen eine neue Firmenkultur, wo die sozialen Skills der Ostdeutschen gefragt sind.