Wir sind der

Osten

Gunnar Arndt Lohmann-Rönsch

Gunnar Arndt Lohmann-Rönsch ist Unternehmer und 1979 in Zittau geboren und in Leutersdorf aufgewachsen.

Gegangen: Gunnar wohnt aktuell in Berlin.

Foto: Conny Lohmann

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Weshalb bist du gegangen?

Ich bin in Leutersdorf, einem 3.500-Einwohner-starken Dorf in Sachsen aufgewachsen. Mit zehn Jahren wusste ich, dass ich Architekt werde. Mit 15 war mir klar: Ich passe nicht in ein Dorf, ich will raus in die große Welt. Ich wollte mich beweisen. Komplett naiv bin ich deshalb direkt nach der Schule nach London gegangen, hab mich mit Mikro-Jobs über Wasser gehalten.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Mit „Fundamental Berlin“ wollen wir gutes Design für viele Leute erschwinglich machen. Wir entwerfen Accessoires, Lampen und Möbel, produzieren sie an zehn unterschiedlichen internationalen Standorten und vertreiben sie in 66 Ländern rund um die Welt. Unsere Inspirationen dafür kommen aus der Mathematik der Natur. Wir übertragen sie in ästhetische Formen, Patterns, Designs und funktionale Produkte, bei denen manchmal auch selbst mit gestaltet werden kann. Wir glauben, dass Schönheit – trotz aller Abkehr vom Materialismus – wichtig ist in unserem Leben. Und dass die Schönheit, die wir in der Natur finden, unschlagbar ist.

  • 1979

    Zittau

  • Leutersdorf

  • London

  • Rotterdam

  • Los Angeles

  • 2020

    Berlin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

5 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich wollte mich schon als Jugendlicher – ohne je im Ausland gelebt zu haben – eher als Weltbürger verstehen. Ich wollte mich definieren über das, was ich mache, nicht, woher ich komme. Das gefiel mir besonders an Los Angels. Alle sind dort, weil sie Ambitionen und Träume haben. Woher du kommst, spielt keine Rolle. Trotzdem habe ich immer eine besondere Verbundenheit gespürt zu meiner Heimat. Zu meiner Familie, aber auch zu den Menschen, die unser Schicksal teilen. Ich glaube, vielen Herausforderungen als Ostdeutscher anders entgegen treten zu können durch die Erfahrungen, die ich gemacht habe und die Herausforderungen, denen ich begegnet bin.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Ich hab mit zehn Jahren erlebt, wie sich eine Generation von einem Tag auf den anderen auf ein komplett neues System einstellen musste. In dieser Zeit habe ich oft Menschen mit gebrochenen Biografien getroffen, die sich als Opfer der Geschichtsschreibung sahen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die den Wandel als Chance begriffen. Vielleicht hat das meine Neugier gestärkt – und mir gezeigt, dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat. Das Privileg, zwei Systeme erlebt zu haben, hat meine Antennen für Wandel geschärft.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir Vertrauen darin, dass Veränderungen nicht immer schlecht sind und jeder den Wandel mitgestalten kann. Anstelle von Angst vor der Zukunft und Ereignissen wie in Chemnitz oder Halle wünsche ich mir, dass die Schlagzeilen der Zukunft durch technologischen Fortschritt und Innovationen in Nachhaltigkeit geprägt werden, dass neue Jobs in zukunftsträchtigen Industrien entstehen und so ein neuer Stolz entsteht. Auf den Umgang mit der Geschichte, und auf die Gestaltung der Zukunft.