Philipp Rubach
Philipp Rubach ist Gründer der Initiative „Aufbruch Ost“ und 1996 in Weimar geboren und in Dresden aufgewachsen.
Geblieben: Philipp wohnt aktuell in Leipzig.
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Weshalb bist du geblieben?
Nach meinem Abitur 2015 bin ich im Osten geblieben, weil ich gerne hier lebe. Meine Familie und meine Freunde wohnen hier. Mich hat es immer gereizt die Potenziale des Ostens zu entdecken und sich hier politisch zu engagieren.
Im Herbst 2019 bin ich für ein halbes Jahr nach Athen gegangen, um dort zu studieren und mich mit der Finanz- und Bankenkrise 2008 zu befassen. Ähnlich wie in Ostdeutschland nach der Wende fand auch in Griechenland infolge der Krise ein Ausverkauf statt. Der (west-)deutsche Flughafenbetreiber Fraport übernahm gleich 14 griechische Flughäfen. Die Treuhand wurde für die EU 2015 zum Vorbild.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Im September 2018 habe ich mit jungen ost- und westsozialisierten Menschen die Initiative „Aufbruch Ost“ in Leipzig gegründet. Mit dem Ziel, für Selbstermächtigung zu streiten und die Politik wieder näher zu den Menschen zu bringen. Mit der festen Überzeugung, dass wir es schaffen können, mit vielen Menschen für ostdeutsche Belange und eine solidarische Gesellschaft auf die Straße zu gehen. Im 30. Jubiläumsjahr der „Deutschen Einheit“ wollen wir nun den Aufbruch im Osten wagen, die Lohnmauer einreißen und uns vom bundesrepublikanischen Mainstream befreien.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Wenn es in Deiner Familie kaum ein Kaffeetrinken gibt, bei dem die Abwicklungsprozesse nach der Wende kein Thema sind.
Wenn ostdeutsche Arbeitnehmer pro Jahr im Schnitt fast 5.000 Euro weniger Lohn als im Westen erhalten und das obwohl sie im Schnitt 56 Stunden mehr arbeiten.
Wenn 1,7 Prozent der Spitzenpositionen auf Bundesebene von Ostdeutschen besetzt sind.
Wenn PEGIDA mit den Rufen „Wir sind das Volk“ durch Deine Stadt läuft.
Wenn die AfD bei Wahlen im Osten mehr als doppelt so viele Prozente wie im Westen erzielt.
Wenn Du trotzdem gerne an die Ostsee fährst, Dir die Menschen am Herzen liegen, Du aber den Rechten nicht das Feld überlassen willst.
Dann streitest Du für Deinen Osten.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die Menschen im Osten haben 1989 die Erfahrung gemacht, dass Bewegungen auf der Straße einen so starken Druck erzeugen können, dass sich Großes verändern kann. Ich habe daraus gelernt, dass ein politisches System endlich sein kann. Dass es sich immer lohnt über Alternativen nachzudenken. Weder Kohls angebliche „Wiedervereinigung“ noch Schröders Agenda-Politik mit der Einführung von Hartz IV waren alternativlos.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
30 Jahre Ungleichheit sind genug. Ich wünsche mir mehr Rebellion, gerade unter jungen Ostdeutschen. Es liegt an uns, den Aufbruch im Osten zu wagen! Auf Wahlversprechen können wir lange warten. Nur wenn es uns gelingt, Druck von unten aufzubauen, wird es politische Veränderungen geben. Das hat die Geschichte gezeigt.
Als „Aufbruch Ost“ fordern wir die Lohnangleichung Ost-West, Rentengerechtigkeit insbesondere für die geschiedenen DDR-Frauen, den Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum, trotz des notwendigen Strukturwandels eine Zukunft für die Lausitz, die Aufklärung rassistischer Gewalttaten vor und nach 1990 sowie die Stärkung von ostdeutscher Zivilgesellschaft.