Jan Hufenbach
Jan Hufenbach ist 1962 in Flensburg geboren, in Salzgitter-Lebenstedt aufgewachsen und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Jan wohnt aktuell in Klein Priebus. Er arbeitet als Projektentwickler, Unternehmensberater und Konzeptioner.
Foto: Jörg Gläscher
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Zur Wendezeit habe ich bei „radio ffn“ in Braunschweig gearbeitet und hatte dadurch sehr schnell Kontakt nach Sachsen-Anhalt; auch über meine Kollegin Sabine Adler. Im Nachgang war ich lange Jahre für eine Unternehmensberatung in Ostdeutschland unterwegs, und schließlich habe ich zehn Jahre in Ost-Berlin gelebt. Der Schritt, von Berlin nach Klein Priebus zu ziehen, war insofern nur ein weiterer Schritt in der Vita.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich bin Mitgründer der Lausitzer Perspektiven e.V. und Ex-Vorstandsmitglied. 2015 haben wir das Projekt Raumpionierstation Oberlausitz gestartet und beraten potentielle Zuzügler und Rückkehrer. Das ursprünglich auf die Lausitz bezogene Projekt betrachtet mittlerweile die alle ländlichen Räume in den neuen Bundesländern. Aufgrund der erfolgreichen Medienarbeit konnten wir Millionen Menschen erreichen und das Thema „ländlicher Raum“ beleuchten. Wir wurden vielfach gefördert und ausgezeichnet (Sächsische Staatskanzlei, KDFS, Neulandgewinner, Mitmachfonds 2020, Machen 2019, Deutscher Demografie Preis 2020, Projekt Nachhaltigkeit 2020, Ehrenamt Förderung des LK Görlitz in 2019 und 2020 etc.).
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Meine Familie hat vor allem friesische und dänische Wurzeln mit Einsprengseln aus Ostpreußen und Schlesien. Mein Kontakt zu meiner Geburtsstadt bzw. zum Norden Schleswig-Holsteins und dem Süden Dänemarks ist bis heute stabil. Bis 2012 hatte ich noch eine Großmutter in Flensburg, meine Tante lebt an der Flensburger Förde und meine Schwester hat dort seit 20 Jahren ein Haus. Ich bin Segler und liebe das Wasser. Natürlich spreche ich ein wenig Platt und Dänisch. Aber: Where I lay my hat, there´s my home. Spuren von Identität haben auch die langen Zeiten in Niedersachsen, Hessen und Berlin hinterlassen.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Ich habe vorwiegend gute Erfahrungen gemacht. Anfang der 90er hatte ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit zwar vorwiegend mit Krisensituationen zu tun, aber mit Bezug auf die menschlich-persönliche Ebene kann ich nur Gutes berichten. Für meine Familie und/oder Freunde war meine Hinwendung gen Osten nie ein relevantes Thema. Meine Erfahrungen hier vor Ort sind ebenso divers wie meine Erfahrungen an anderen Orten.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Die DDR wurde von Westdeutschland okkupiert. Verwaltung, Wirtschaft, Bildung, Politik, Recht, Steuer, Kultur wurden nach West-Standard ausgerichtet und gerade in den Führungsebenen vor allem mit Mitarbeitern aus dem Westen besetzt. Wessis kannten die Marktwirtschaft mit allen Vor- und Nachteilen und die Ossis eben nicht. Ergo hatten die Wessis einen enormen Vorteil (Vorsprung).
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Ich habe schon in den 90er-Jahren erlebt, was es bedeutet, wenn eine Gesellschaft (DDR) okkupiert wird. Das hat meinen Blick auf meine Herkunft geschärft und meine Haltung zur Konsumgesellschaft deutlich verändert. Ich habe gelernt, wie einfach es ist, Massen zu manipulieren (Brot und Spiele). Aber auch, dass nachhaltige Veränderung möglich ist. Und dass der Einzelne Wege und Möglichkeiten finden kann, sich in gesellschaftliche Prozesse einzugeben: Selbstwirksamkeit.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir für Ostdeutschland die Wende.