Henning Meyer
Henning Meyer ist 1979 in Lebach geboren, in Weiskirchen aufgewachsen und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Henning wohnt aktuell in Falkensee und arbeitet als Fellow im Bundesministerium der Finanzen.
Foto: DG Corporate
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Wie in den letzten Jahren in London auch hat es mich im Großraum Berlin nicht in die City, sondern in die Vorstadt gezogen. Falkensee ist ein wunderbarer Wohnort – gerade auch für Kinder – mit exzellentem Zugang zur Hauptstadt. Das ist aus meiner Sicht die beste Kombination.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Als erster Fellow im Bundesministerium der Finanzen versuche ich einen Beitrag zu einer progressiven Wirtschafts- und Finanzpolitik für Deutschland zu leisten. Als Gründer und Gesellschafter von socialeurope.eu bin ich seit mehr als einem Jahrzehnt auch international in den einschlägigen politischen Debatten aktiv. Und ich möchte was an die nächste Generation weitergeben. Deshalb engagiere ich mich auch in der Lehre an deutschen Hochschulen – ab dem nächsten Wintersemester in einem neuen Master of Public Policy Studiengang an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Identität ist mehrschichtig und bei mir bisher vom Saarland und London geprägt. Identität ist aber auch ein fluides Konstrukt, das auf erlebter Erfahrung basiert. Mit mehr Lebenserfahrung in Brandenburg bzw. Berlin wird sich meine Identität sicher weiter verändern.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Ich habe bisher insgesamt zu wenig Erfahrungen gemacht, was sich in naher Zukunft hoffentlich ändert. Die, die ich gemacht habe, waren überwiegend positiv. Aber gelegentlich war auch Ablehnung von Zugezogenen dabei. Das sollte man nicht verschweigen. In Falkensee gibt es typische Gentrifizierungsprobleme.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Mein Eindruck ist, dass es in meiner und in jüngeren Generationen keinen Unterschied mehr macht, ob man West- oder Ostdeutsche(r) ist. Das war durch den Systemwechsel in den Jahren nach der Wiedervereinigung sicher anders.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Ich wohne jetzt nur wenige Kilometer von der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entfernt. Die Erfahrung der Teilung, und was sie insbesondere für die Grenzregion bedeutete, kann ich bisher nur erahnen. Ich will generell mehr über die lokale Geschichte erfahren, nicht zuletzt, um die Menschen besser zu verstehen, die die Trennung erlebt haben und von dieser Erfahrung geprägt sind. Meine Erinnerungen an den Mauerfall sind Fernsehberichte, die ich als Kind am Rande mitbekommen habe. Meine Perspektive auf das wiedervereinte Deutschland hat sich durch das Leben in Brandenburg definitiv erweitert.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Dass wir bald nicht mehr über West- und Ostdeutschland reden müssen.