Madeleine Linke

Madeleine Linke ist Ingenieurin für Erneuerbare Energien sowie Stadträtin und Fraktionsvorsitzende (B’90/Grüne / future!) in Magdeburg. Sie ist 1992 in Goslar geboren und bei Braunschweig aufgewachsen.

Rübergemacht: Madeleine wohnt aktuell in Magdeburg.

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Weshalb bist du rübergemacht?

Ich wollte Maschinenbau studieren. In Niedersachsen gab es damals noch Studiengebühren – in Sachsen-Anhalt nicht. Gleichzeitig hatte die Universität in Magdeburg einen super Ruf in puncto Ingenieurwesen. Ich wollte weit genug von meinen Eltern weg, um nicht andauernd zu Besuch kommen zu müssen oder dort wohnen bleiben zu müssen, aber nah genug dran, damit es keine Weltreise ist, wenn ich mal zu Besuch komme. Mein Onkel hat damals in Magdeburg gewohnt und ich fand es immer sehr schön, wenn ich zu Besuch war.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Der erste Schritt war eine von Studierenden organisierte Veranstaltungsreihe, auf der Prof. Dr. Niko Paech einen Vortrag gehalten hat. Das – also Postwachstumsökonomie und eine generelle Kritik am Kapitalismus – waren für mich augenöffnend. Danach bin ich in die Grüne Hochschulgruppe eingetreten und habe viele Jahre Hochschul- und Wissenschaftspolitik gemacht. Dort habe ich 2 Mentoren gefunden, die mich an die Kommunalpolitik herangeführt und mich motiviert haben, für den Stadtrat zu kandidieren. Das hat mir so gut gefallen, dass ich auch für die Landtagswahl von Sachsen-Anhalt in 2021 als Direkt- und Listenkandidatin aktiv war.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Hier ist ein Potenzialraum. Brachflächen, kleine Strukturen und ein voranschreitender Umbau. Hier kann man noch etwas bewirken und sich einbringen. Die Wege sind kurz und man kann schnell erste Erfolge sehen. Hier mal ein unkommerizielles Festival, dort ein Atelier in einer Industriebrache? Das kann man hier schnell verwirklichen. Außerdem haben wir wunderschöne Naturlandschaften sowie reiches kulturelles Erbe. Wenn man schnell und progressiv Dinge verändern möchte, ist man hier genau richtig.

  • 1992

    Goslar

  • 2021

    Magdeburg

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich fühle mich ostdeutsch, weil ich schon fast 9 Jahre in Magdeburg lebe. Ich habe dieses Bundesland bei vielen Gelegenheiten auch bundesweit vertreten und wurde immer wieder mit Klischees konfrontiert. Ich reise fast ausschließlich in Sachsen-Anhalt und habe einen starken Bezug zum Land, seiner Geschichte und den Menschen aufgebaut. Magdeburg ist meine Heimat. Ich bin nach 1992 geboren. Ich wüsste nicht, warum ich nicht ostdeutsch sein sollte, wenn ich doch hier zu Hause bin.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Von sehr aktiven Menschen, die sich z. B. in Bürger*innenbewegungen und Vereinen engagieren, höre ich oft, dass sie aufgrund der DDR-Vergangenheit niemals in eine Partei eintreten würden. Gleichzeitig haben die Parteien hier wenige Mitglieder. Das heißt, es gibt weniger Vorbilder und Beweise, dass Parteiarbeit spannend und produktiv sein kann. Ich möchte dies durch gute politische Arbeit sowie deren Sichtbarkeit ändern. Außerdem versuche ich, politische Prozesse transparent und verständlich in verschiedenen Formaten zu erklären.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Wir brauchen mehr Bundesministerien und Bundesämter in Ostdeutschland. Das Führungspersonal für ebendiese, aber auch generell für Unternehmen und Ämter, muss stärker in Ostdeutschland akquiriert und ausgebildet werden. Damit sich Ostdeutsche und auch Fachkräfte für Ostdeutschland entscheiden, müssen endlich die Löhne angepasst werden. Um die Schere zwischen arm und reich, aber auch den Bildungssschichten, zu schließen, brauchen wir gleiche Renten und einen stärkern Fokus auf Bildungs- und Hochschulpolitik.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir für Ostdeutschland ein positives Image, eine optimistische Erzählung und eine stärkere Zusammenarbeit auch über Bundeslandgrenzen hinaus.