Sophie Lochmann
Sophie Lochmann ist Schauspielerin und 1984 in Berlin geboren, hat später in London, Sydney, Stuttgart, Duisburg und Pforzheim gelebt.
Zurückgekehrt: Sophie wohnt heute in Berlin.
Foto: Marc Rissmann
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Nach dem Abi in Berlin wollte ich raus, die Welt entdecken, dann bin ich zum Schauspielstudium nach Stuttgart gegangen und war in verschiedensten Städten Deutschlands an Theatern engagiert. Gerade in kleineren Städten finde ich es wichtig, gutes, politisches Theater zu machen – zwischendurch kehre ich jedoch immer wieder nach Hause, nach Berlin zurück.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Als Schauspielerin greife ich gesellschaftlich relevante Themen auf und bringe sie auf die Bühne, um Diskurse auszulösen, vielfältige Sichtweisen und Perspektiven aufzuzeigen, den Zuschauern Themen durch eine sinnliche Erfahrung anders zugänglich zu machen. Im Moment arbeite ich an einem pazifistischen Stück, das der aktuellen Angst und Fremdenfeindlichkeit Offenheit und Akzeptanz entgegensetzten soll. Auch als Yogalehrerin versuche ich den Menschen in meinen Yogasessions und Retreats, die immer auf Spendenbasis stattfinden, Empathie, Offenheit, Respekt, Eigenverantwortung und Mitgefühl zu vermitteln.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich staune manchmal über eine gewisse Profitorientiertheit mancher meiner westdeutschen Freunde, die mir fremd ist. Ich spüre eine gewisse Nähe und Selbstverständlichkeit zu meinen im Osten geborenen Freunden, die ich schwer beschreiben kann – die sich nicht nur in Momenten des nackt im See Badens zeigt, sondern auch im Diskurs… die Liebe zu Brecht, eine gewisse angeborene Kapitalismusskepsis…
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich empfinde Mitgefühl für die Generationen vor mir, die an den Sozialismus geglaubt haben, ja, mit Überzeugung für ihn gekämpft haben und sich dann eingestehen mussten dass dieses System nicht gesellschaftsfähig war. Das war schmerzhaft!
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Eine überlegtere Meinungsbildung der Bürger. Ich wünsche uns allen im Umgang miteinander mehr Respekt, Offenheit, Verantwortungsbewusstsein, Neugier, Akzeptanz und Empathie. Positivität statt Negativität. Aktivität statt Passivität. In die Eigenverantwortung zu gehen, das eigene Leben nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten, zu verändern worunter wir leiden, anstatt die eigenen Unzufriedenheiten immer ins Außen zu projizieren und jemand anderen verantwortlich zu machen. Selbst was zu verändern. Und sei es im Kleinen. Statt es sich in der Glorifizierung der Vergangenheit bequem zu machen, die Unbequemlichkeiten zu riskieren, die die Veränderung der Gegenwart und somit der Kampf für eine bessere Zukunft mit sich bringen. Mut statt Angst. Mitgefühl und Liebe.