Wir sind der

Osten

Marie Robinski

Marie Robinski ist Projektmanagerin in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe und 1994 in Berlin Köpenick geboren, in Plauen und Erfurt aufgewachsen.

Status: Marie wohnt aktuell in Berlin.

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Weshalb bist du gegangen?

Für mich stand früh fest, dass ich ins Ausland will, um zu studieren. Das Leben woanders hat mir so gut getan, dass ich die letzten sechs Jahre bis auf kurze Unterbrechungen außerhalb Deutschlands unterwegs war. Auf diesem Weg wurde mir erst klar, mit welchen Vorurteilen und welchem Unwissen man sich konfrontieren muss, wenn man sagt, dass man in Sachsen aufgewachsen ist. Ich fühle mich heute ostdeutscher als je zuvor, auch wenn ich derzeit in West-Berlin lebe.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Im Alltäglichen bin ich oft mit typischem Projektmanagement-Gedöns beschäftigt und versuche, dass der administrative Aufwand den lokalen Akteuren und Zielgruppen zu Gute kommt – so wie diese es brauchen. Langfristig kann meine Arbeit hoffentlich dazu beitragen, dass strukturelle Missstände bekämpft oder gar behoben werden können. Meine Arbeit steht für mehr Selbstbestimmtheit und aktive Teilhabe benachteiligter Menschen.

  • 1994

    Berlin Köpenick

  • Erfurt

  • Plauen

  • 2023

    Berlin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Als ein Mensch, der der Nachwendegeneration angehört, ist das „Ostdeutsch-Sein“ in mir ständig in der Aushandlung. Ich bin ostdeutsch sozialisiert und das hat mich geprägt. Gleichzeitig verstehe ich mich als Mensch, der gerne in anderen Ländern lebt und da fühle ich mich nicht vorrangig ostdeutsch. Hier in Deutschland ist diese Identifikation stärker, weil sie marginalisiert wird und ich diesen Teil bewusst hervorhebe. So geht es immer mehr jungen Menschen und das finde ich gut – zu Deutschland gehören alle Seiten, ob das west-, ostdeutsch, migrantisch, diasporisch oder etwas anderes ist. Um den westdeutsch-dominierten Diskurs etwas aufzurütteln, sollten andere Perspektiven lauter werden.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

In meiner Familie spielt die Wendeerfahrung bis heute eine große Rolle. Neben einem kritischen Blick auf das DDR-Regime bin ich auch mit heimelichen und schönen Anekdoten aufgewachsen, die mir von Eltern und Großeltern mitgegeben wurden. Daraus konnte ich eine gewisse Bodenständigkeit und Menschlichkeit mitnehmen. Das alltägliche Leben bedeutete harte Arbeit für alle. Diese Einstellung, dass nichts selbstverständlich ist, habe ich sehr verinnerlicht. Ich glaube auch, dass mir durch die Sozialisierung mit Menschen, die Lebenserfahrungen in beiden Systemen gemacht haben, ein differenzierter Blick auf soziale und politische Bewegungen mitgegeben wurde.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Mut, Kraft, Ausdauer und Sichtbarkeit. Mut und Kraft, um sich undifferenzierten Debatten und Verallgemeinerungen immer wieder zu stellen. Ausdauer, um als Nachwendegeneration auch nach über 30 Jahren weiterhin für die Repräsentanz ostdeutscher Perspektiven in gesamtdeutschen politischen, wirtschaftlichen und historischen Narrativen einzustehen und somit Ostdeutschland sichtbarer zu machen.