Albert Petzold
Albert Petzold ist Leiter Beratung und Strategie in einer Kommunikationsagentur und 1979 in Kalinin (Russland) geboren, in Greifswald, Treuen (Sachsen), Leipzig und Weimar aufgewachsen.
Gegangen: Albert lebt heute in Port of Spain (Trinidad und Tobago).
Foto: Keston Jack
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Weshalb bist du gegangen?
Als Kind wollte ich Seefahrer werden, um die Welt zu sehen. Nach dem Studium bin ich dann ein Jahr um die Welt gereist und habe gejobbt, unter anderem auch in Trinidad. Nach mehreren Jahren im für meinen Geschmack etwas zu geradlinigen deutschen Berufsalltag, hat mich dann wieder die Abenteuerlust gepackt und ich konnte das Jobangebot aus der Karibik nicht ausschlagen.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich glaube fest daran, dass in der heutigen Informationsgesellschaft die Klarheit von Kommunikation und Botschaften essenziell ist, um gesellschaftlich wichtige Themen zu vermitteln und somit Zukunft zu gestalten. Mit Kommunikationskampagnen ist es in meiner beruflichen Laufbahn schon mehrfach gelungen, wichtige gesellschaftliche Diskurse mit anzustoßen. In meiner Freizeit bewege ich nicht so viele Dinge, sondern eher Hüften: als DJ. Ob im Theatercafé in Jena, im Appollo in Helskinki, beim Karneval in Notting Hill und Trinidad oder beim Burning Man in Nevada; überall entfaltet Musik diese unglaublich kraftvolle Wirkung: sie reißt Mauern ein, schafft Brücken und verbindet die Menschen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Das bewusste Erleben des realen Sozialismus, dessen Ende und die Auswirkungen dieses Systemwechsels auf mich und mein gesamtes Umfeld – all das hat mich (und mehrere Generationen) auf eine einzigartige Art und Weise kulturell und sozial geprägt und eine ostdeutsche kulturelle Identität geschaffen, zu der ich mich zugehörig fühle.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die Auseinandersetzung mit Neuanfängen und die Erkenntnis, dass es auch nach dem Zusammenfall von allem was man kennt weitergeht und sich dadurch vielleicht sogar interessantere Türen öffnen – das hat mich zu einem gelassenen und gleichzeitig mutigen Menschen heranwachsen lassen. Ich glaube, dass die Wende und die Scheidung meiner Eltern in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Mein Vater hat drei Kinder alleine großgezogen. Ich denke, dass ich mich dadurch auch zu einem selbständigen und unabhängigen Menschen entwickelt habe. Meine Kindheit habe ich als verkürzt wahrgenommen. Ich bin deshalb, glaube ich, heute noch ein ziemlicher Kindskopf.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir, dass diejenigen Menschen in Ostdeutschland, welche unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation sind, sich auf die positiven Errungenschaften des deutschen Sozialstaates zurückbesinnen und erkennen, dass sie nicht zurückgelassen werden, gleichzeitig aber in Eigeninitiative nach Chancen und Möglichkeiten suchen, ihre persönliche Situation zu verändern, um ein glückliches und erfülltes Leben zu leben.