Wir sind der

Osten

Christiane Wittenbecher

Christiane Wittenbecher ist Videojournalistin, Kommunikationsexpertin und Trainerin und 1983 in Naumburg/Saale geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Christiane wohnt aktuell in Berlin.

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Weshalb bist du geblieben?

So wie man erst im Ausland zum Deutschen wird (in meinem Fall im Erasmus-Semester in Ungarn), bin ich erst in Berlin zum Ossi geworden. Nachdem ich einige Jahre beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig, Halle und Magdeburg als freie Redakteurin und Reporterin gearbeitet habe, bin ich schließlich in Berlin gelandet. Als eine der wenigen Ossis in den recht homogenen Redaktionen von Welt, Spiegel Online, Zeit Online & Co. ist mir meine Ost-Identität immer stärker bewusst geworden. Ich lebe heute sehr bewusst und gerne in der ehemals geteilten Stadt.o dolores et ea rebum. Stet clita kasd gubergren, no sea takimata sanctus est Lorem ipsum dolor sit amet.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Meinen Beitrag zur Zukunft habe ich in meiner Rolle als Journalistin immer darin gesehen, die Welt zu beobachten und abzubilden. Guter Journalismus ist ja die Grundlage für politische Willensbildung. Das Handwerk dazu gebe ich an den journalistischen Nachwuchs weiter, sei es an Hochschulen oder über Stiftungen und NGOs. Mit „Wir sind der Osten“ habe ich jetzt die Möglichkeit, anders mitzugestalten: Mit Projekten, Kampagnen und kreativen Ideen, die zivilgesellschaftliches Engagement initiieren, fördern und sichtbar machen.

  • 1983:

    Naumburg/Saale

  • Ungarn

  • 2024:

    Berlin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

5 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich teile viele Erfahrungen, die ich mit anderen Ostdeutschen gemein habe. Das sind nicht unbedingt Erfahrungen mit der DDR (ich war 6, als die Mauer zu Fall gebracht worden ist), sondern Dinge wie andere Startbedingungen, durchgeschüttelte Biografien unserer Eltern, oft auch das Gefühl, stigmatisiert und nicht verstanden zu werden, von außen beschrieben und besprochen zu werden, ohne repräsentiert zu sein. Aber eben auch eine Art „Transformationskompetenz“, Anpassungsfähigkeit und Aufbruchswille. So würde ich zumindest den Begriff „ostdeutsch“ gern mit Leben füllen.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

In Deutschland bestimmt die Herkunft wie kein anderer Faktor den Bildungserfolg. Als Kind in einer Arbeiterfamilie, ohne Erbe, Kapital und akademischen Hintergrund hatte ich im Vergleich zu vielen meiner westdeutschen Kommilitoninnen schwerere Bedingungen. Aber ich hatte auch Vorteile: Zum Beispiel hat mir der Lebensweg meiner Mutter, die sich mit der Wende von ihrem Job als Kinderkrankenschwester zur selbständigen Finanzberaterin umorientiert hatte, auch gezeigt, dass alles möglich ist. Die Tatsache, dass ich mir Abi, Führerschein und das gesamte Studium mit Nebenjobs erarbeiten musste, hat mich auch belastbar gemacht und mir ermöglicht, weit über den Tellerrand der Uni hinauszusehen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass die sprachlose Mehrheit wieder eine Sprache findet und die vorhandenen zivilgesellschaftlichen Kräfte noch mehr Sichtbarkeit und Wirksamkeit erfahren. Ich wünsche mir, dass Ostdeutsche in allen Bereichen der Gesellschaft angemessen repräsentiert sind und ihre Ideen, Erfahrungen und Learnings einbringen können.