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Osten

Ali Pirabi

Ali Pirabi ist 1978 in Shiraz (Iran) geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Ali ist Musiker, Komponist und Musikpädagoge und wohnt aktuell in Schkeuditz.

Website Ali Pirabi

Foto: Joaquín Salvatierra

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Ich bin aus dem Iran geflüchtet, weil ich als Musiker aufgrund meiner Lieder und Texte unter Druck geriet. In meiner Musikschule in Shiraz habe ich Frauen als Solistinnen auftreten lassen und mit ihnen musiziert – was in Iran verboten war. Das führte zu Bedrohungen, sodass ich dort nicht mehr bleiben konnte. Ich bin nach Leipzig gekommen, weil ich in einer Stadt leben und arbeiten wollte, in der Musik Freiheit bedeutet – in derselben Stadt, in der einst Johann Sebastian Bach wirkte.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich leite das „Klänge der Hoffnung“-Orchester sowie seit diesem Jahr auch das gleichnamige Jugendorchester. In beiden Orchestern gestalten Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen gemeinsam Musik – mit Instrumenten aus aller Welt und eigenen Kompositionen. So entsteht in Ostdeutschland ein Raum für kreative Begegnung, Teilhabe und gesellschaftlichen Dialog. Durch musikalische Bildung, interkulturelle Zusammenarbeit und gemeinsames Musizieren stärke ich den sozialen Zusammenhalt und trage zur Gestaltung einer vielfältigen Zukunft bei.

  • 1978

    Shiraz

  • HEUTE

    Schkeuditz

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

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Fühlst du dich ostdeutsch?

Ich fühle mich nicht ausschließlich ostdeutsch, da ich aus Iran komme und eine transkulturelle Identität lebe. Dennoch habe ich hier in Ostdeutschland, besonders in Leipzig, eine Heimat gefunden. Meine Erfahrungen, Freundschaften und die kulturelle Arbeit verbinden mich stark mit dieser Region. Meine Identität ist vielfältig: Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen Kulturen, als Musiker und engagierten Menschen, der in Ostdeutschland aktiv ist und mitgestaltet. Offen für die Zukunft, geprägt von Herkunft und neuem Zuhause zugleich.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Meine Erfahrungen in Ostdeutschland sind sehr bereichernd. Ich habe zahlreiche Konzerte gegeben, sowohl in Schulen als auch an anderen Orten, und Workshops mit Kindern in Sachsen durchgeführt. Die Offenheit und Begeisterung der Menschen haben mich tief beeindruckt. Durch meine Arbeit habe ich viele wertvolle Freundschaften geschlossen, unter anderem mit meinem Geschäftspartner aus Leipzig, mit dem ich eng zusammenarbeite. Diese Begegnungen und die herzliche Unterstützung vor Ort geben mir das Gefühl, hier wirklich angekommen zu sein und etwas bewirken zu können.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Nach der Wiedervereinigung hatten Westdeutsche oft Vorteile, weil sie mehr Ressourcen und Unterstützung mitbrachten. Das war eine große Herausforderung für den Osten, aber die Menschen dort haben mit viel Kraft und Engagement ihre Heimat weiterentwickelt. Heute arbeiten Ost und West eng zusammen, und die Chancen gleichen sich immer mehr an. Ich finde es wichtig, diese gemeinsame Entwicklung wertzuschätzen und respektvoll miteinander umzugehen, damit wir zusammen eine starke und freundliche Zukunft für alle gestalten können.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

In Ostdeutschland habe ich gelernt, wie wichtig kultureller Austausch und gegenseitiges Verständnis für gesellschaftlichen Zusammenhalt sind. Die Geschichte und die Wiedervereinigung haben mir gezeigt, wie tiefgreifend Wandel sein kann und wie lange es dauert, Wunden zu heilen. Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit vieler Menschen, die bereit sind, gemeinsam an einer vielfältigen Zukunft zu arbeiten. Meine Perspektive auf Deutschland hat sich erweitert: Ich sehe es als einen Ort, an dem Herkunft und Integration Hand in Hand gehen können, um Neues zu schaffen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir für Ostdeutschland eine lebendige Kultur, in der Musik und Vielfalt eine große Rolle spielen. Musik verbindet Menschen über Grenzen hinweg und schafft Gemeinschaft. Bildung soll für alle zugänglich sein und Kreativität fördern, damit junge Menschen ihre Talente entfalten können. Es ist wichtig, kulturelle Vielfalt zu feiern und Räume für Austausch zu schaffen, damit sich alle willkommen und verstanden fühlen. So kann Ostdeutschland ein Ort werden, der mit Offenheit und Toleranz Zukunft gestaltet.