Wir sind der

Osten

Andrea Kunz

Andrea Kunz ist Hygieneinspektorin und 1979 in Stollberg geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Andrea lebt heute in Stollberg.

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Weshalb bist du geblieben?

Ich hatte keinen Grund zu gehen! Bis auf einige Startschwierigkeiten und mehrfache Berufswechsel war ich, im Gegensatz zu vielen aus meinem Jahrgang, nie arbeitssuchend. Und ich bin gern hier. Es ist meine Heimat!

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich versuche so weit es mir möglich ist, nachhaltig zu leben und somit unsere Welt zu schützen. Damit untrennbar verbunden ist für mich das Vorleben meiner Werte für meine Tochter und alle, die es interessiert. Nachhaltigkeit, Selbstliebe, Selbstverwirklichung, Ehrlichkeit und ein friedliches Miteinander sind mir dabei wichtig. Beruflich sind diese Werte mitunter nur schwer umzusetzen. Umso wichtiger ist es mir, in meiner Freizeit soviel wie möglich beizutragen. Darüber hinaus bin ich ambitionierter Läufer und freue mich über jeden, den ich motivieren kann, sich selbst und der Schönheit unserer wundervollen Heimat dadurch näher zu kommen.

  • 1979

    Stollberg

  • 2019

    Stollberg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich fühle mich weder ostdeutsch noch nicht ostdeutsch. Ich bin ich und zufällig ein Deutscher. Ich bin gern ein Deutscher. Ganz ohne sozialistischen Hintergedanken. Mir sind nur die Privilegien, in ein solch sicheres und wirtschaftlich starkes Land geboren worden zu sein, bewusst. Und ich liebe es einfach mit all seinen atemberaubenden Landschaften.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Ich wurde 1979 geboren. Zur Wende war ich gerade 10 Jahre alt. Ich habe mit meinem Vater demonstriert, ohne wirklich zu wissen wofür.
Die Werte der Eltern haben die Bildung und den Start ins Berufsleben geprägt! Bildungsempfehlung Gymnasium: „Das brauchst du nicht, mit Realschulabschluss verdienst du früher!“. Abschluss 10. Klasse ohne Perspektive. Meine Eltern haben es nur gut gemeint. Sie wussten es nicht besser. Persönliche Entfaltung ist in der DDR kein Anspruch gewesen. Im Grunde hat es mich aber gelehrt, dann doch auf mich zu hören. Was ich jetzt mache, ist nicht mein Traumberuf, aber er ernährt mich und ich kann auch im Bereich Hygiene bessere Alternativen aufzeigen, als wegzuwerfen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Zusammenhalt, weniger Missgunst, Offenheit dem Neuen gegenüber.
Die Menschen, und vor allem unsere Eltern, aber auch viele in meinem Alter, hängen einer rosaroten DDR-Erinnerung nach: weniger Stress, weniger Gewalt, Nachbarschaftshilfe, FKK, usw. Sie erkennen nicht, dass beides möglich ist: ein gemütliches Leben im Schrebergarten und Flüchtlinge nebenan. Die Menschen haben Angst. Wovor, wissen sie oft selbst nicht genau und dreschen Phrasen. Kontakt und Offenheit Neuem gegenüber würde so viele Ängste abbauen, aber das wird schwer durchzusetzen sein. Die für viele existenzbedrohende Neuheit und das missbrauchte Vertrauen und Ausbeutung nach 1989 sitzen einfach zu tief…