Wir sind der

Osten

Andrea-Liane Spangenberg

Andrea-Liane Spangenberg ist 1967 in West-Berlin geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Andrea-Liane wohnt aktuell in Kleve und ist dort Fachwirtin der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Meine Eltern waren kurz nach der Wende von West-Berlin nach Brandenburg gezogen. Als mein Vater 2008 schwer erkrankte, zog ich zu ihnen.

Wie gestaltest du die Zukunft?

2008 habe ich das Projekt (BIO)Energiedorf-Coaching in Brandenburg initiiert. Die Gründung des gleichnamigen Vereins folgte 2011. Ich war davon überzeugt, dass mit dem Einsatz Erneuerbarer Energien nicht nur Klimaschutz erfolgt, sondern große Chancen für ländliche Entwicklung, Nachhaltigkeit und Zukunftsgestaltung bestehen. Das Projekt erlangte Bekanntheit: 2017 wurde es als „Projekt Nachhaltigkeit“ durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ausgezeichnet. Aufgrund der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Entwicklungen und veränderter Bedingungen folgte die Auflösung des Vereins 2019 und somit die Beendigung des Projektes.

Der Staffelstab wurd übergeben an den Oberkrämer-Kremmen-Energie e.V.!

  • 1967

    West-Berlin

  • 2020

    Kleve

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Nein. Ich bin West-Berlinerin und fühle mich weder west- noch ostdeutsch. Im Westen wussten auch viele nicht, wie das Leben in West-Berlin ist.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Meine Freunde waren sehr kritisch und skeptisch. Als „Wessi“ war es nicht einfach, das Projekt aufzubauen. Politisch wurde ich lange ignoriert, nicht ernst genommen, fand kein Gehör. Ich kam aus der Zivilgesellschaft und nicht aus dem gleichen „Lager“. Es begegnete mir viel Ablehnung und Abneigung.

Der Mangel an politischen Willen hat mich sehr erschrocken. Das Zitat „Warten wir mal, ob und was die da oben machen“ war allgegenwärtig!

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Die Treuhand hat ihre Spuren hinterlassen. Westdeutsche haben das westdeutsche System eingeführt, das Ostdeutsche nicht gelernt hatten. Viele DDR-Wirtschaftsbetriebe wurden quasi „plattgewalzt“. Ostdeutsche haben ihre Arbeit verloren. Westdeutsche wurden in den „oberen Etagen“ platziert.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Es ist sehr schwer, im Osten ein solches Projekt zu initiieren. Die lokale Politik war kaum interessiert. Die Gemeindestrukturreform hat den Dörfern die Selbstbestimmung genommen, sie sind auf die Gunst ihrer Gemeindevertretung angewiesen. Und die kann ein Dorf so richtig ausbluten lassen. Meist bestand die Politik aus der lokalen Wirtschaft, die kaum Interesse am Thema hatte. Viele Kommunen befinden sich in der Haushaltssicherung und haben kaum Möglichkeiten. Viele EE-Anlagen sind in der Vergangenheit errichtet worden. Beteiligung war überhaupt kein Thema. Mir begegnete Vertrauensverlust in Regierung, Ministerien etc. wegen Nichteinbindung der Kommunen, Bürger, Initiativen. Ist das Demokratie?

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche Ostdeutschland, dass es eine Buttom-up-Ausrichtung zulässt. Ostdeutschland hat die Fläche, hat das Potential dazu.