Wir sind der

Osten

Andreas Schanzenbach

Andreas Schanzenbach aka Schanzboy ist Chief Innovation Officer und 1979 in Dresden geboren und aufgewachsen, hat später in London und Sydney gelebt.

Zurückgekehrt: Andreas wohnt heute in Dresden.

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Weshalb bist du gegangen?

Ich bin ins Ausland gegangen, um fließend die Sprache zu lernen. So war es mir möglich eine andere Kultur und Mentalität kennenzulernen, von dort die Welt zu bereisen und als Kleinstadtkind endlich auch mal in einer echten Metropole zu leben. Es ging mir darum den eigenen Horizont zu erweitern, die Geschwindigkeit einer Großstadt zu spüren und vor allem, von den unendlichen kulturellen Angeboten zu profitieren. Es ging um Entdeckungen, aber auch um den Versuch, in einer fremden Stadt und einem fremden Land ein neues Netzwerk aufzubauen und Teil von lokalen Subkulturen zu werden. Es ging darum, den Geist zu öffnen und sich in einer neuen Umgebung zu behaupten und diese aktiv mitzugestalten.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als CIO bin ich für Trendscouting, Zukunftsforschung, F&E, Innovationsmanagement, Evaluierung, Technologietransfer, Prototyping, Implementierung und Changeprozesse zuständig. Es ist also meine Berufung, mich permanent mit Neuem zu beschäftigen, Neuland zu betreten, Dinge auszuprobieren und nach „Lösungsblaupausen“ für Probleme im Jetzt und einer lebenswerten Zukunft zu suchen. Im Ehrenamt habe ich bisher diverse Projekte gegründet und begleitet, unter anderem war ich Vorstand von einem Hort, Grundschule und Oberschule (Aktive Schule Dresden), momentan bin ich Aufsichtsrat bei Wir Gestalten Dresden (WGD) und ab 11.2019 wahrscheinlich Präsident der neuen Sektion Dresden des Art Directors Club.

  • 1979

    Dresden

  • London

  • Sydney

  • Heute

    Dresden

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Auch wenn ich mich heute als Weltenbürger sehe, das Geografie-Lotto hinterfrage, sowie die Sinnhaftigkeit von Territorialgrenzen anzweifle – stelle ich immer wieder fest, dass ich mich durchaus „ostdeutsch“ fühle. Für mich macht sich das zum einen bemerkbar, wenn andere Menschen einen auf Unterschiede im Denken und Handeln ansprechen und zum anderen, wenn man selbst merkt, dass gewisse charakterliche Eigenschaften natürlich durch die soziale Prägung in Ostdeutschland tief im Inneren verwurzelt sind. Konkret sind das für mich Eigenschaften wie: Solidarität, Bescheidenheit, Anpacken, Ausprobieren und kein Nein zu akzeptieren, ohne selbst zu hinterfragen und Hacks zu probieren.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die Wende war für mich in den ersten Jahren wie ein permanenter Jahrmarkt, an dem es jeden Tag ein Feuerwerk gab. Rückblickend war es für mich wirklich das Klischee von „Vorher war alles Grau und auf einmal war alles Bunt“. Ganz am Anfang war ich natürlich auch erstmal verwundert. Ich konnte es nicht verstehen, warum unsere Pionierleiterin auf einmal eine schlechte Person war. Und ich kannte es ebenfalls nicht, dass auf einmal die Themen Arbeitslosigkeit, Geld, Sozialismus und Kapitalismus Einzug in unsere Familie hielten und das ein oder andere Weihnachtsfest in einem riesigen Desaster endete. Am stärksten haben mich der Zugang zu neuen (Sub-)Kulturen geprägt – am Anfang vor allem Graffiti.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir für Ostdeutschland, dass differenzierter betrachtet wird und das man viel mehr Lösungen entwickelt für die Personengruppen, die tatsächlich abgehängt wurden. Außerdem benötigen vor allem die Vorreiter im ländlichen Raum jede Unterstützung, die man bieten kann – ganz speziell diejenigen, die sich für Diversität, sozial Benachteiligte, Nächstenliebe, Nachhaltigkeit und eine plurale Gesellschaft einsetzen. In den Medien wünsche ich mir mehr konstruktiven Journalismus über Themen in Ostdeutschland – sowie die Förderung von ostdeutschen Talenten, die es einfach mal verdient haben, auch im Rampenlicht zu stehen.