Wir sind der

Osten

Anh Tran

Anh Tran ist Journalistin und 1994 in Dresden geboren.

Zurückgekehrt: Anh wohnt nach Stationen in Hamburg und Köln aktuell in Magdeburg.

Foto: Jann Höfer

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Weshalb bist du zurückgekehrt?

Zu gehen und jetzt wieder im Osten, in Magdeburg, zu sein – das war nie eine bewusste Entscheidung. Ich bin immer dahin gegangen, wo mich die Ausbildung und der Job hingetrieben hat und ich bin jedes Mal dankbar, dass das heute möglich ist, dass ich all diese Chance ohne Grenzen und Mauern wahrnehmen konnte. Ob ich in Zukunft zu den Gegangenen oder Zurückgekehrten gehören werde, da bin ich ehrlich gesagt heillos unentschieden.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich bin Audio-Journalistin und gerade als Sachsen-Anhalt-Korrespondentin für das Deutschlandradio unterwegs. In meiner Arbeit ist mir wichtig, verschiedene Perspektiven sichtbar zu machen. Als Korrespondentin in Sachsen-Anhalt versuche ich vor allem Themen, die die Menschen im Land bewegen ins Programm zu bringen. Für mich ist es Privileg und Herausforderung zugleich, Themen herauszupicken und die Geschichten anderer zu erzählen. Und für mich ist es auch die schönste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann – mit Menschen sprechen und mich immer wieder überraschen, umdenken lassen.

  • 1994

    Dresden

  • Hamburg

  • Köln

  • 2021

    Magdeburg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ostdeutsch ist für mich ein Puzzleteil vom großen Ganzen, das meinen Blick auf die Welt prägt. Ich bin nicht stolz ostdeutsch zu sein, es gehört einfach zu mir in der Platte in Dresden aufgewachsen zu sein – mit Letscho, Polylux und Familie mit DDR-Geschichte, speziell mit Vertragsarbeiterin-Vergangenheit. Diese Erfahrungen gehören zu mir. Für mich ist es ganz selbstverständlich das auszusprechen. Ich fühle mich ostdeutsch, wie ich mich auch gesamtdeutsch fühle. Ich füge dem Bild mit meinem Blick eine Nuance hinzu, mehr nicht.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Ich greife gern auf meine ostdeutsche Herkunft zurück, um Themen verstehbarer zu machen. Wenn ich als Nachwendekind bemerke, dass Vorbehalte oder Generalisierungen gegenüber „dem Osten“ Raum greifen, versuche ich sie anzusprechen, zu vermitteln. Ich glaube, meine ostdeutsche Herkunft hilft mir dabei, zu differenzieren. Ich erkenne komplizierte Probleme an und versuche ihre verschiedenen Graustufen sichtbar zu machen, anstatt auf irgendeine Personengruppe draufzukloppen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche Ostdeutschland mehr Selbstwirksamkeit, frische positive und selbstkritische Perspektiven und viel Mitgestaltungsfreude in der Zukunft. :)