Anita Maaß
Dr. Anita Maaß ist hauptamtliche Bürgermeisterin (FDP) in Lommatzsch und 1976 in Oschatz geboren und in Coswig aufgewachsen.
Geblieben: Anita wohnt aktuell in Lommatzsch.
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Weshalb bist du geblieben?
Ich bin nach Berlin und Bordeaux zum Studium gegangen. Noch während meines Studiums habe ich geheiratet und ein Kind bekommen. Ich bin also aus familiären Gründen in Sachsen geblieben.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Ich bin eher zufällig zur Politik gekommen. Ich wollte damals in einer Elterninitiative den baulichen Zustand unseres Kindergartens verbessern. Dafür musste man in der Stadt „dicke Bretter“ bohren, da die Kommune hoch verschuldet war und keine finanziellen Spielräume hatte. Nachdem der damals tätige Bürgermeister der FDP sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben konnte, stand nur ein Kandidat zur Wahl. Ich wollte eine demokratische Wahl. Neben der CDU sollte auch die FDP wenigstens einen Nachfolgekandidaten aufstellen. Schließlich bin ich von der FDP gefragt worden, zu kandidieren. Das habe ich gemacht, aber zu dem Zeitpunkt nicht mit dem Erfolg gerechnet. Später bin ich auch in die FDP eingetreten, weil ich hier meine politische Heimat gefunden habe. Inzwischen sitze ich seit 2009 auch im Kreistag und wurde 2019 als FDP-Bürgermeisterin zum dritten Mal wiedergewählt.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Junge Menschen bleiben in Ostdeutschland, wenn sie hier ihre berufliche und persönliche Perspektive sehen. Seit etwa 5 Jahren gibt es auch in Sachsen wieder genügend Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Arbeit, Familie und soziale Bindungen sind meiner Meinung nach die wichtigsten Haltefaktoren. Daher unterstützen wir vor allem auch unsere Vereine in der Stadt Lommatzsch.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich fühle mich vor allem als Sächsin. Meine ostdeutsche Prägung resultiert aus meiner Kindheit. Ich war zur „Wende“ 1989 gerade 13 Jahre alt. Die Veränderungen für meine Familie habe ich sehr intensiv wahrgenommen und in diesem Prozess auch sehr starke Zukunftsängste – insbesondere vor Arbeitslosigkeit – entwickelt. Ich habe aber auch meine Chancen gesehen. So gab mir mein Stipendium für ein Studium in Frankreich die Möglichkeit, ein fremdes Land intensiv kennenzulernen. Meine Leidenschaft für das Reisen war geweckt!
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
Parteien haben generell in Deutschland ein schlechtes Image. Ich finde das sehr schade. Unsere repräsentative Demokratie ist wichtig und das Rückgrat unserer politischen Kultur. Wir haben vor Ort wie auf Landes- und Bundesebene komplexe Probleme zu lösen. Das geht nur mit Menschen, die sich über Wahlen auch politisch verantworten müssen, die politische Kompromisse finden müssen und die vor allem die Chance haben, differenziert zu entscheiden. Eine Zerrsplitterung der politischen Landschaft und der politischen Kräfte führte in der Weimarer Republik zur Abkehr von der Demokratie. Das darf uns nicht wieder passieren.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Ich setze mich dafür ein, dass sich meine Stadt gut entwickelt. Welche Sozialisation die Einwohner haben, ist mir dabei egal.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir, dass man Ostdeutschland kennenlernt und den Menschen zuhört. Es wäre schön, wenn Ost- und Westdeutsche sich dabei vorurteilsfrei begegnen würden. Abweichende politische Meinungen (von Ossis wie Wessis) sollten gegenseitig hinterfragt und ergründet, aber nicht oberflächlich verurteilt werden.