Annett Jagiela

Annett Jagiela ist Mitglied des Vorstands (Bündnis 90/Die Grünen) in Sachsen und 1977 in Görlitz geboren, in Trebus aufgewachsen.

Zurückgekehrt: Annett wohnt aktuell in Görlitz.

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Weshalb bist du zurückgekehrt?

Ich wollte schon immer reisen und erfahren, wie die Menschen an anderen Orten leben & arbeiten. Vier Wochen nach dem Abiball saß ich im Flugzeug nach New York. Ich kam zurück, um mein Studium zu beenden und weil ich das Leben in Europa vermisste: das sich in Beziehung setzen zur Geschichte, anderen Kulturen und Menschen – das daraus er-wachsen. Für den Osten haben mein Mann und ich uns bewusst entschieden, weil wir uns hier zu Hause fühlen und weil sich der Osten der Republik so „unfertig“ und auf der Suche anfühlt. Hier gibt es Freiräume. Das habe ich besonders in den letzten 5 Jahren in Görlitz, Weißwasser und Zittau gespürt und deshalb wollte ich wieder nach „Daheeme“, um mitanzupacken.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Ich habe mich schon immer für Politik interessiert. Selbst zu kandidieren – dazu haben mich in den letzten Jahren Robert Habeck und Franziska Schubert motiviert. Sie verstehen Politik als Angebot an die Breite der Gesellschaft. Als Tochter einer Gastwirtin und eines gelernten Landwirts war es mir immer wichtig, dass wir auch diese Bevölkerungsgruppen mitdenken – mit ihnen und für sie Politik machen, sie genauso ernst nehmen wie die Umweltschützer:innen. Einen besonderen Motivationsschub gaben mir die 28%, die wir als Bündnis um Franziska Schubert bei der Oberbürgermeisterinwahl 2019 in Görlitz erzielt haben. Diese Zeit, die Gespräche mit den Menschen vor Ort – das hat mich sehr inspiriert.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Ich finde es „normal“, wenn junge Menschen ihr Glück erst einmal anderswo suchen. Ich sehe mich als Botschafterin für den Osten mit der Aufgabe, die Erfolge und Chancen sichtbar zu machen und Menschen und ihre Ideen zu vernetzen und zu fördern. Der Osten bietet Freiräume und Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Dafür braucht es Offenheit vor Ort und die Bereitschaft die Jugend frühzeitig einzubinden. Deshalb werbe ich für mehr Kinder- und Jugendbeteiligung beim Strukturwandel in der Lausitz. Fakt ist, dass wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten müssen, damit Menschen hier leben wollen. Strukturschwache ländliche Regionen wollen wir Bündnisgrüne dabei finanziell unterstützen.

  • 1977

    Görlitz

  • Trebus

  • New Jersey (USA)

  • West Palm Beach (USA)

  • Washington D.C. (USA)

  • Berlin

  • Prag (Tschechien)

  • Berlin

  • Nürnberg

  • Berlin

  • 2021

    Görlitz

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Das „Ostdeutsche“ ist ein Teil von mir – aber eben nur ein Aspekt von vielen. Ich bin dankbar für die Erfahrungen vor und nach dem politischen Umbruch. Sie bereichern mein Leben.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Es gibt sicher viele verschiedene Gründe. Mein Eindruck ist, dass für viele Menschen hier Politik neutral sein muss. Das kann Politik aber nicht sein. Sie kann „nur“ das Beste für eine Stadt, ein Bundesland oder einen Staat suchen. Das muss im Dialog erarbeitet werden und da gilt es, abzuwägen und zu entscheiden für und gegen etwas. Mir begegnen auch Menschen, die Angst haben, Stellung zu beziehen für Inhalte und Ideen, die über ihren eigenen Lebensbereich hinausgehen oder die Angst haben, von Parteien vereinnahmt zu werden. Wie möchte ich das ändern? Ich will einfach machen, das Beste suchen für meinen Wahlkreis und mich kümmern um die Belange der Menschen.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Ich werde auf die bestehenden strukturellen Ungleichheiten – Löhne, Erbschaften, Spitzenpersonal – immer wieder hinweisen und mich für Tariflöhne stark machen. Außerdem werde ich Menschen mit guten Ideen im Osten bei der Vernetzung und Umsetzung unterstützen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche uns in Ostdeutschland Vertrauen, Wohlwollen und Respekt füreinander. Weniger Vergleichen und Abwehren – mehr Vertrauen in die eigenen Ideen, Kompetenzen und Fähigkeiten. Wir haben gelernt, mit tiefgreifenden Veränderungen umzugehen und diese Erfahrungen sollten wir für das, was vor uns liegt, nutzen. Ich wünsche uns, dass wir den Generationenübergang konstruktiv und gut hinbekommen in den nächsten Jahren.