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Osten

Antje Wonneberger

Antje Wonneberger ist freischaffende Maskenbildnerin und 1989 in Dresden geboren.

Zurückgekehrt: Antje lebt heute in Dresden.

Foto: Tobias Ritz

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Weshalb bist du zurückgekehrt?

Gegangen bin ich im Rahmen meines Studiums. Wir hatten ein Praxissemester im dritten Studienjahr. Da ich gern erfahren wollte, wie das Kunsthandwerk Maskenbild in anderen Ländern so gelebt wird und ich Skandinavien schon immer toll fand, beschloss ich ein Auslandssemester zu machen. Stipendium beantragt und bekommen und los ging’s! Es war schon vorher klar, dass ich wieder zurück komme, da ich selbständig sein wollte. Es erschien mir leichter die Selbständigkeit im muttersprachlichen Raum anzugehen.
Dasselbe in München. Dort habe ich ein Praktikum bei Georg Korpás absolviert. An sich sind freie Maskenbildner*innen viel unterwegs, sammeln überall Erfahrungen und arbeiten flexibel.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Herrje, wo fange ich da an?
Also zu allererst bin ich hauptberuflich freie Maskenbildnerin. Es fasziniert mich ungemein, das Erscheinungsbild von Menschen komplett zu verändern. Denn sehr oft ändert sich ja viel mehr als ihre Optik: Sie öffnen sich, nehmen eine neue Rolle an, erzählen Geschichten. Und lassen jeden in fantasievolle Welten eintauchen, der sie in Theater-, Foto- oder Film-Inszenierungen erlebt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit „die Zukunft gestalte“, aber ich bin mir sicher mit meinem Beruf Menschen zu gestalten. Den Blick und die Herzen vieler Menschen zu öffnen oder wenigstens für einen kurzen Moment zu ändern. Ich denke, das ist schon viel wert.

  • 1989

    Dresden

  • Oslo

  • München

  • Bayreuth

  • Heute

    Dresden

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich kann „Ostdeutsch-Sein“, bis auf „im Osten Deutschlands geboren sein“, nicht einmal definieren. Daher habe ich keine Ahnung, wie sich ostdeutsch sein anfühlt. Ich mag „Schubladen“ und Kategorien nicht so gern. Aber ich mag Vielseitigkeit, Kreativität, Neugier und Offenheit und GANZ wichtig: Flexibilität. Bei allen Umbrüchen, Reformen und Neuerungen, die ich nach der Wende erlebt habe, ist das wohl eine Eigenschaft die Ostdeutsche trainiert haben. So auch ich :) und die anderen Eigenschaften helfen da allemal.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Damals hieß es dauernd „Umdenken“. Das hat mich zwar damals genervt, aber eben auch flexibel gemacht. Ansonsten hatten meine Eltern noch dieses „Sicherheitsdenken“. Einen festen, gut vergüteten Beruf haben, am besten ein Leben lang…das war in der DDR weit verbreitet. Für mich der blanke Horror. Ich wusste recht früh was und wohin ich wollte: Selbständigkeit, Maskenbild, ohne Kompromiss. Egal wie und über welche Umwege. Hartnäckig dran bleiben, das war allerdings etwas, dass von meinen Eltern mitgegeben wurde.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Oh so vieles! Dass mehr Menschen hier ihren Mut, ihre Tatkraft und ihre Ideen bündeln und zeigen, wie bunt, kreativ, innovativ und offen die Gesellschaft hier sein kann. Macht Erfahrungen im Ausland, so viele wie möglich und bringt sie wieder zurück hierher. Eine lebendige Gesellschaft, auch hier im Osten, lebt davon, dass sich möglichst viele einbringen, sie aktiv gestalten. Weniger ningeln, mehr TUN! Hier sind schon echt viele schlaue, neugierige und talentierte Köpfe, ich möchte mehr davon! Ich kann von spannenden Menschen nicht genug kriegen. Stellt euch mal vor, was wir uns tolles aufbauen können, wenn wir uns vernetzen und anpacken! Toll! Machen wir die Welt, wie sie uns gefällt!