Christian Schröter
Christian Schröter ist Kulturgeograph und Theaterpädagoge und 1978 in Rudolstadt geboren.
Zurückgekehrt: Christian lebt heute in Bautzen.
Foto: Thomas Kopold
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Das Leben ist für mich eine Art Reise, auf der wir an verschiedenen Orten unsere Erfahrungen sammeln und mit unseren Talenten wirksam sind. Mit der Neugier auf die Vielfalt des Lebens hat es mich in die Welt gezogen. Mit der inneren Verbundenheit zu der Region, die ich für mich Heimat nenne, ging es nach Jahren in Berlin und einigen Regionen außerhalb Deutschlands mit der gleichen Neugier wieder nach Thüringen zurück und nun nach Sachsen. Denn auch in der Peripherie, also auf dem Land, will gelebt werden, sollen tolle neue Dinge geschehen, will ich mich engagieren und meine Erfahrungen der Welt mit allen teilen.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Regionen und Landschaften sind geprägt von Geschichten, so auch ich. Angefangen bei Märchen und Legenden eines Landstrichs, über die Erfahrungen der Eltern und Großeltern in den verschiedenen Systemen bis hin zu eigenen Erlebnissen. Als Geograph interessieren mich diese Geschichten und die Art, wie sie Menschen und Region prägen. Als Theatermensch interessiert mich, wie wir diese Geschichten erzählen können, in eine ästhetische Form bringen, damit andere Menschen anregen und erreichen, darüber ins Gespräch kommen. Diese Form der Begegnung von Menschen interessiert mich und prägt mein Tun, derzeit als Theaterpädagoge am transkulturellen Zentrum des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Was umfasst die Definition „Ostdeutsch“? Wer hat die Hoheit, andere Menschen in diese Box zu packen? Und was hängt dann mit daran? Ist das Gegenteil dann „Westdeutsch“? Was ist mit den Menschen im Süden und im Norden?
Für mich ist es wichtiger und spannender, welche Region einen Menschen beim Aufwachsen prägen. In meinem Fall ist dies das Saaletal in Thüringen – ich fühle mich also „Thüringisch“. Dass meine Geburtsurkunde von einem Land ausgestellt ist, welches nicht mehr existiert, ist natürlich ein Teil von mir. Die Landschaft, in der ich groß geworden bin, existiert allerdings noch immer, inmitten Deutschlands.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Der Einfluss der deutschen Wiedervereinigung 1990 auf meine Familie war enorm und für meine Eltern und Großeltern sehr umfassend, haben sie doch zuvor ein ganzes Leben in einem anderen System aus erlebter Sicherheit in Berufsleben und bestimmten Werten, Regeln und auch Grenzen erlebt. Der Systemwechsel forderte für alle eine Neuorientierung. Für mich als einen Jungen im Grundschulalter war das ganze Heranwachsen eine Neuorientierung. Ab den 1990er Jahren dann aber mit unendlich mehr Möglichkeiten, die Welt und die Vielfalt ihrer Menschen kennenzulernen.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Für die Bundesländer zwischen Kap Arkona und Fichtelgebirge wünsche ich mir mehr inneren Frieden mit der eigenen Geschichte und Selbstbewusstsein mit den Errungenschaften der Region. Ich wünsche mit mehr junge engagierte weltoffene Menschen auch in den ländlichen Räumen, mehr Besucher aus aller Welt und stolze offenherzige Gastgeber. Ich wünsche mir bei den Menschen vor Ort ein gutes Gedächtnis mit klarem Blick auf die Zeit vor 1990 und mehr Zufriedenheit und Geduld mit heute noch Unbekanntem, mehr neugierige Begegnungen und aufmerksamen Geschichtenaustausch.