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Osten

Christiane Lötsch

Christiane Lötsch ist Senio Project Managerin für europäische zivilgesellschaftliche Initiativen bei der Stiftung Zukunft Berlin und 1980 in Berlin geboren.

Geblieben: Christiane lebt heute in Berlin.

Foto: Miriam Papastefanou

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Weshalb bist du geblieben?

Berlin ist eine so vielfältige Stadt, dass ich sie auch nach zehn Umzügen immer noch spannend finde. Ironie des Schicksals: ich wohne jetzt ca 500 Meter vom Krankenhaus entfernt, in dem ich geboren wurde – habe das Viertel aber auch erst neu kennengelernt. Ich war hier und dort auch im Ausland, meine Strategie ist aber, die Welt zu mir, in mein Leben hinein zu holen. Dafür bietet Berlin ein geeignetes Umfeld und ich konnte trotzdem in der Nähe meiner Familie bleiben.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Beruflich beschäftige ich mich mit dem Projekt Europa und damit, wie ausgehend von der Zivilgesellschaft und mit kulturellen Mitteln die Verständigung, Zusammenarbeit und Advocacy für Europa vorangehen kann. Ich tue das mit sehr viel persönlicher Leidenschaft und engagiere mich auch ehrenamtlich durch die (inzwischen jahrelangen) Mitarbeit beim europäischen Online-Magazin www.cafebabel.com dafür – hier eher durch die Realisierung von journalistischen cross-border Projekten. Das Berufliche hat auch mein Privatleben geprägt, denn meine Tochter wächst als Europäerin zwischen Portugal und Deutschland auf. Das Thema Europa zieht sich durch viele Schichten meines Lebens und meiner Identität.

  • 1980

    Berlin

  • Heute

    Berlin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

1 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Es hat mit der Erfahrung zu tun, dass sich die politischen, sozialen, und auch persönlichen und familiären Bedingungen abrupt verändern können. Glücklicherweise hat dies nach einiger Zeit der Unsicherheit in meiner Familie zu positiven Veränderungen geführt. Das hat mich gelehrt, Chancen zu ergreifen, viel Wert auf Bildung und Arbeit zu legen, sich auf nichts 100% zu verlassen, flexibel zu bleiben, ein großes Netzwerk (privat und beruflich) aufzubauen. Ich denke, dass dies ein positiver Effekt des Umbruchsgefühls von damals ist. Außerdem ist mein Weltbild ist nicht nur auf das Lokale, auf das eigene Leben begrenzt. Ich bin sensibel für gesellschaftliche Strukturen der Ungleichheit.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Als jüngstes Kind war und bin ich immer in einer Art „Brückenfunktion“ zwischen der Generation meiner Eltern und der neuen Wirklichkeit. Welcher Handyvertrag ist der beste? Wie bekommt man Internet? In meiner neuen Schule (ab 1991) wurde ich auf Französisch unterrichtet, mit meiner Berufswahl konnten sie meine Eltern nicht viel anfangen und mir allgemein nicht viel Rat geben. Das hat mich selbstständig gemacht. Ansonsten die Fähigkeit, sich anzupassen, auf Veränderung positiv zu reagieren und auch das Vertrauen darin, sich schon irgendwie durchzuschlagen.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Dass die Ostdeutschen stolz(er) auf ihre Vergangenheit sind, und positive Lehren aus ihrer Vergangenheit für ihre Zukunft ziehen können. Dass sie sich bewusst und offensiv mit ihren Verletzungen auseinander setzen. Dass sie nicht auf die „heilende Hand“ von außen warten. Dass sie das emotionale Vakuum füllen, dass sie empfinden.