Claudia Geist
Claudia Geist ist Stellvertretende Referatsleiterin im Referat 405 – Frauen in Führungspositionen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und 1985 in Waren (Müritz) geboren, hat später in Berlin gelebt.
Zurückgekehrt: Claudia wohnt heute in Potsdam.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich fühle mich als Gebliebene und nicht als Rückkehrerin. Mein Zwischenstopp in Westdeutschland waren zweieinhalb Jahre in West-Berlin, bevor ich mich entschieden habe, nach Potsdam zu ziehen. Mein beruflicher Weg hat mich nicht nach Westdeutschland geführt. Ich habe mich also nicht aktiv gegen ein Leben in Westdeutschland entschieden. Heute bin ich aber sehr froh, im Osten des Landes zu leben. Ich fühle mich mit den Menschen und der ostdeutschen Identität verbunden und bin stolz auf mein schönes Zuhause.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Frauen sind heute so gut qualifiziert wie nie und erzielen bessere Bildungsabschlüsse als Männer. Und trotzdem sind Frauen nicht annähernd so stark in Führungspositionen vertreten. Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen – dafür arbeite ich jeden Tag. Das ist für mich keine Frage von Frauenförderung, sondern von Gerechtigkeit. Im Ehrenamt beschäftigt mich daneben genauso, warum es 30 Jahre nach der Wiedervereinigung kaum Ostdeutsche in den Führungsetagen gibt. Ich engagiere mich im Netzwerk Dritte Generation Ostdeutschland, um Wendekinder zu stärken und sie zu ermutigen, verantwortungsvolle Positionen zu übernehmen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich bin von Kopf bis Fuß ostdeutsch. Nicht nur, weil ich in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen bin und heute dort lebe, sondern auch, weil ich ostdeutsche Werte, die meine Eltern und Familie mir vermittelt haben, wie einen Kompass in mir trage.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Meine ostdeutsche Herkunft hat meinen persönlichen Werdegang sehr beeinflusst. Es gibt viele typisch ostdeutsche Zuschreibungen wie Strebsamkeit, Bescheidenheit, Fleiß oder Anpassungsfähigkeit, von denen ich glaube, dass sie in Teilen auch auf mich zutreffen. Aber auch die Wendeerfahrungen, die vor allem meine Eltern gemacht haben, weil ich selbst noch sehr jung war, haben mich geprägt. Während mein Vater durch die Wiedervereinigung beruflich erfolgreich neue Wege ging, verlor meine Mutter ihren Job und musste komplett neu anfangen. Einerseits das Streben nach Sicherheit und andererseits die Lust auf neue Abenteuer haben mich und meinen beruflichen Weg geprägt.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir, dass Ostdeutschland weiter mit Westdeutschland zusammenwächst. Und ich wünsche mir ein Gesamtdeutschland, in dem keine und keiner aus seiner Herkunft einen Hehl macht und alle die gleichen Chancen haben.