Conrad Clemens
Conrad Clemens ist Staatssekretär (CDU) in Sachsen und 1983 in Schönebeck (Elbe) geboren und aufgewachsen.
Status: Clemens wohnt aktuell in Berlin.
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Weshalb bist du gegangen?
Eure Kategorisierung macht es nicht einfach… bin geboren im Osten, DDR-Grundschule, nach der Wende wollten meine Eltern im Ausland arbeiten, dann waren wir lange in Berlin-Neukölln (Abi), zum Studium wieder Osten (FFO), dann wieder Berlin (-Ost) und zuletzt zwei Jahre Dresden zum Wahlkampf. Jetzt viel in Sachsen und Berlin unterwegs als Vertreter Sachsens in der Hauptstadt. Finde regionale Verankerung wichtig, eure Initiative sehr gut, aber ein Lebensweg passt oft nicht in einen Begriff.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Mit 18 Jahren mein erstes Mal am Infostand. Im Geschichtsunterricht Oberstufe lernt man, wie fragil die (Parteien-)Demokratie ist, wenn sie zu wenige verteidigen. Die Junge Union war und ist ein guter Ort sich gegen Rechts- und Linksextremismus zu engagieren. Außerdem war die JU vor Ort gut organisiert, hat viele Ideen entwickelt: Zwischennutzung leerstehender Ladengeschäfte für Startups, neue Hochschulstandorte, Azubi-Tickets. Habe schnell gemerkt, dass die Volksparteien gegen alle Vorurteile vor allem von Fachwissen, Ideen, Durchsetzungs- und Kompromissfähigkeit geprägt sind. Ein wichtiges Bollwerk gegen Populisten.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
In meiner Freizeit engagiere ich mich als Mentor im Ost-Netzwerk Legatum. Ein cooles Projekt für die stärkere Repräsentanz junger Führungskräfte aus dem Osten. Alle vier Wochen führe ich dazu ein Gespräch.
Beruflich arbeite ich jeden Tag dafür, dass die kleinen und großen Ungerechtigkeiten, die es zwischen Ost und West immer noch gibt, aufhören – von der Rente über die Infrastruktur bis hin zu Standorten von Bundesbehörden. Natürlich liegt der Fokus auf Sachsen, aber oft auch im Schulterschluss mit den anderen Ostländern.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Vom Feeling her…gibt es ein ostdeutsches Gefühl. Es fällt mir schwer das zu benennen, aber ich beobachte kleine Gemeinsamkeiten, vor allem mit Gleichaltrigen der „Dritten Generation Ost“. Ob das nun aus der Transformationserfahrung herrühren könnte – der eigenen oder der familiären – überlasse ich Psychologie-Profis. Habe aber eine Hoffnung: Der lange Schatten der DDR nimmt mit jedem Jahrgang ab, 83 sieht’s anders als 93. Das finde ich gut, denn die DDR war ein politisches Konstrukt, das Menschen einsperren, überwachen musste, sie hat regionale Identitäten von Sachsen oder Mecklenburg bewusst bekämpft. Die Menschen wollten ein Ende der DDR, wir sollten sie nicht mumifizieren.
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
Als ich meinen Eltern erzählt habe, dass ich in eine Partei eintrete, haben sie erstmal geschluckt. Beide durften kein Abi machen, weil sie nicht in der FDJ waren, haben das dann abends nach der Arbeit nachgeholt. Allein der Begriff Partei hat einen schlechten Ruf im Osten. Aber es gibt auch sonst weniger Mitglieder in Kirchen oder ehrenamtlichen Vereinen als im Westen. Was kann man ändern? Besser und transparenter kommunizieren, was Parteien alles machen, welche Rolle sie spielen. Bevor eine Idee zum Gesetz wird, ist sie oft in einem Parteitagsantrag oder Parteiwahlprogramm postuliert. Bevor ein Mensch Bürgermeisterin oder Landrat wird, ist sie oder er oft Beisitzer im Ortsvorstand.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Der Schlüssel zur Chancengerechtigkeit liegt in Bildung und Forschung. In den letzten 30 Jahren hat kein etabliertes DAX-30-Unternehmen seinen Sitz nach Osten verlegt, im Osten muss Neues wachsen. Ministerpräsident Michael Kretschmer, für den ich arbeite, setzt auf Zukunftsthemen. Elektromobilität, Mikroelektronik, Wasserstoff, KI und 5/6G. Hier wollen wir als Staat Investitionen fördern. Es gibt bereits erste Ansiedlungserfolge!
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ganz klar: Optimismus!