Dagmar Hotze
Dagmar Hotze ist 1969 in Mülheim an der Ruhr geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Dagmar wohnt aktuell in Stendal, wo sie als Journalistin arbeitet.
Foto: Studioline Photography
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Seit Ende 2017 wohne, lebe und arbeite ich freiberuflich in Stendal. Hier habe ich das gefunden, was ich nach rund 17 Jahren in Hamburg nicht mehr fand: Ruhe, Grün, Gelassenheit. Zudem ist Stendal ein charmantes Städtchen mit durchaus urbanen Qualitäten, aber dennoch überschaubar. Als ich im Sommer 2017 zum ersten Mal dort war, habe ich mich gleich wohlgefühlt und gedacht: Was für eine tolle Entdeckung! Und nur einen Sprung von Hamburg und Berlin entfernt.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Als freie Journalistin mit dem Schwerpunkt Immobilienwirtschaft beschäftige ich mich seit 2008 mit allen diesbezüglichen Themen, die von der Planung über den Bau bis zum Betrieb und Management von Wohn- und Gewerbeobjekten reichen. 2015 bin ich für eine Recherche darüber, ob und wie Wohnungsunternehmen in ländlichen Regionen als Impulsgeber fungieren können, damit die Provinz attraktiv(er) für Zuzügler wird, in die Altmark und nach Brandenburg gereist und habe dort reizende Kleinstädte mit viel Potenzial (wie es im Immobilienjargon heißt) vorgefunden. Von da an hat mich das Thema „Wohnen, Leben und Arbeiten abseits von Großstädten“ nicht mehr losgelassen, beruflich wie privat.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, ostdeutsch bzw. nicht ostdeutsch zu sein. Ich habe mich vor meinem Umzug auch nicht als westdeutsch empfunden, sondern wenn überhaupt, dann als jemand, der aus dem Ruhrgebiet kommt. Mit der Frage, ob und welche Rolle west- bzw. ostdeutsch zu sein spielt, habe ich mich erst durch meinen Umzug nach Stendal begonnen zu beschäftigen. Zuvor hatte dieser Aspekt keine große Bedeutung für mich.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Dass ich in den Osten ziehe, hat bei Friends & Family weniger eine Rolle gespielt, als dass es sich um eine Stadt in einer strukturschwachen Region handelt. Fährt denn da ’ne Bahn? Gibt’s denn da Internet? Ist man da nicht abgehängt? Das waren häufige Themen. Die Stendaler wiederum, die mich durch die Bank weg freundlich aufgenommen haben, haben sich gewundert, warum sich eine Wessi – und dazu auch noch aus dem ach so vornehmen Hamburg – in die altmärkische Provinz verirrt. Dass ich Stendal ansprechend finde und hier heimisch werden möchte, ging den meisten zunächst nicht in den Kopf.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Vorteile? Inwiefern?
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Ich bin noch in der ostdeutschen Lern- und Entdeckungsphase, wenn ich das so sagen darf, wobei ich glaube, dass sie nicht aufhört. Es gibt so viel Neues zu erkunden, von A wie Architektur bis Z wie Zonenrandgebiet. Allerdings würde ich Ostdeutschland (wie Westdeutschland) regional differenzieren. So ist das Leben in Greifswald sicherlich ein anderes als das im Erzgebirge. Genauso wie es sich in einer Großstadt im Ruhrgebiet wahrscheinlich anders lebt als auf der Schwäbischen Alb.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Mehr Mut zur eigenen Courage!