Wir sind der

Osten

Daniel J. Acksel

Daniel J. Acksel ist Diplom-Geographund 1975 in Prenzlau geboren.

Geblieben: Daniel lebt heute in Potsdam.

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Weshalb bist du geblieben?

Nach der Wende hat mich meine Neugier zum Reisen getrieben. Ich habe Westdeutschland kennengelernt, bin in Europa gereist, nach Asien, Südamerika und Afrika, beruflich und auch privat. Entdeckt habe ich tolle Menschen, tolle Länder. Trotzdem ist mir schnell klar geworden, dass die Massenabwanderung in meiner Generation nach Westdeutschland nur eine Zwischenlösung sein kann und der Elitenaustausch zu neuen Herausforderungen führen wird. Schon früh habe ich Gestaltungsmöglichkeiten gesehen, gerade im Osten.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich glaube an die Fähigkeit der Menschheit, sich evolutionär weiterzuentwickeln. Und ich glaube an den nachhaltigen Erfolg einer Gesellschaft, deren Werte und Handlungen auf Wissen und Erkenntnis basieren. Deshalb engagiere ich mich in der Wissenschaft. Mich treibt um „Wie kommt das Neue in die Welt“? Konkret engagiere ich mich für die Energiewende. Dieses Generationenprojekt ist ein globaler Prüfstein, der eine Blaupause für den Ausstieg aus dem etablierten Wachstumsmodell werden könnte. Alles ist Teil einer Strategie zur Anpassung an den Wandel eines dynamischen Erdsystems, im weitesten Sinne ‚Artenschutz für den Menschen‘.

  • 1975

    Prenzlau

  • 2019

    Potsdam

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

5 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ostdeutsch ist für mich kein Manko, ganz im Gegenteil. Wir haben Erfahrungen, von denen Europa lernen kann. Eigentlich fühle ich mich deutsch, europäisch, ohne Ost oder West. Anzuerkennen sind trotzdem 40 Jahre geteiltes Deutschland und eine unterschiedliche Entwicklung beider Teile nach der Wiedervereinigung. Das sollte man nicht versuchen wegzuwischen. Stattdessen sollten wir versuchen, mehr daraus zu lernen.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Ich habe Transformation wirklich erlebt, wirtschaftlicher Zusammenbruch, demografisches Beben, Abwanderung, Elitenaustausch, politischer und kultureller Systemwechsel. Ich empfinde das als Bereicherung. In der Regel ist so etwas unvorstellbar. Aufgrund meines jungen Alters und einer guten Ausbildung konnte ich davon profitieren. Veränderung macht mir keine Sorgen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Den eingeschlagenen Weg der Entwicklung konsequent weitergehen. Eine Angleichung der Lebensverhältnisse; über mehrere Generationen Überwindung der Ungerechtigkeiten (Rente, Erbmasse, Führungspositionen). Einen stärker öffentlich gesellschaftlichen Diskurs zur Würdigung der deutschen Geschichte seit 1945. Weiterhin, dass die Transformationserfahrung genutzt werden kann, um zukünftige Anpassungsprozesse in Deutschland und Europa besser und wirksam zu meistern.