Diana Lehmann

Diana Lehmann ist Mitglied des Landtags (SPD) in Thüringen und 1983 in Jena geboren.

Geblieben: Diana wohnt aktuell in Erfurt.

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Weshalb bist du geblieben?

Ich hatte – zumindest gefühlt – keine Alternative. Ich habe schon während der Schule gejobbt und damit später mein Studium finanziert. Eine Wohnung in einer anderen Stadt zu suchen, vielleicht noch einzurichten; klären, wie ich mein Studium finanzieren kann, herausfinden, wie ein Studium überhaupt läuft – das alles erschien mir damals sehr viel. Ich war schon unglaublich froh, es überhaupt bis an eine Uni geschafft zu haben. Das Ziel war dann, den Abschluss so schnell wie möglich zu schaffen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das in einer anderen Stadt hinbekommen hätte.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Ich bin in der Platte aufgewachsen. Meinen ersten Arbeitsvertrag habe ich an meinem 15. Geburtstag unterschrieben. Ich bin die erste in meiner Familie, die studiert hat. Das alles ist Teil meiner Biografie. Ich bin aber damit keine Ausnahme. Den meisten meiner Freund*innen ging es genauso. Ich will, dass jede*r die Chance hat, ein gutes Leben zu führen und sich selbst zu verwirklichen. Dafür mache ich Politik.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

In den 1990er Jahren haben wir im Osten eine ganze Generation verloren. Die fehlt uns noch heute. Anders als vor 25 Jahren gibt es heute in Ostdeutschland jede Menge Chancen. Wir brauchen Menschen, die sie ergreifen, die hier leben und auch dafür werben, dass hier ein gutes Leben möglich ist. Das ist kein Selbstläufer. Auch heute kämpfen wir noch für gleiche Löhne. Damit das gelingt, brauchen wir starke, junge Menschen, die diesen Kampf führen. Nicht nur für sich allein, sondern für den gesamten Osten.

  • 1983

    Jena

  • 2021

    Erfurt

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Vor 10 Jahren hätte ich diese Frage sicherlich noch anders beantwortet: Ich hätte gesagt, dass ich in einem geeinten Deutschland aufgewachsen bin. Wie unterschiedlich die Lebensrealitäten und auch die Biografien von Menschen in Ost und West sind, ist mir seit Langem klar. Inzwischen bin ich mir aber vor allem sicher, dass wir über diese Unterschiede sprechen müssen und deutlich machen müssen: Es ist kein Makel, im Osten aufgewachsen zu sein und hier zu leben. Im Gegenteil, die Transformation und der Umgang damit hat die Menschen in Ostdeutschland stärker gemacht. Wir müssen zeigen, was sie in den letzten 31 Jahren geleistet haben.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Es gibt historisch eine größere Skepsis gegenüber Parteien, aber auch gegenüber der Arbeit der Gewerkschaften und von Vereinen. Außerdem hatten viele Menschen im Osten in den letzten 30 Jahren damit zu tun, einen Job zu finden, von dem sie leben und ihre Familien ernähren können, ihren Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Da stand Ehrenamt vermutlich nicht im Fokus. Ich versuche mit meiner Arbeit zu zeigen, dass unsere Gesellschaft davon lebt, dass sich Menschen einbringen und versuchen, sie besser zu machen. Die Erfahrung zu machen, dass man etwas ändern kann, motiviert dazu, sich auch einzubringen.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Wir müssen offen darüber sprechen, dass Menschen aus Ostdeutschland schlechtere Chancen haben, Karriere zu machen. Im zweiten Schritt heißt das auch, über Lösungen zu diskutieren. Ich glaube, wir brauchen eine Ostquote.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Viele selbstbewusste Menschen, die füreinander einstehen und dafür kämpfen, dass die Lebensbedingungen sich angleichen. In der Politik, in der Wissenschaft, in Verwaltungen und der Zivilgesellschaft. Ernstgemeintes Interesse am Osten, auch fernab vom 3. Oktober und vom 9. November. Und ganz konkret: Gleiche Löhne und Zukunftschancen und ein gerechtes Rentensystem für die, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen.