Dörthe Graner
Dörthe Graner ist Journalistin und Moderatorin und 1971 in Köthen geboren.
Zurückgekehrt: Dörte wohnt heute in Schwerin.
Foto: NDR
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
1996 bin ich von Magdeburg nach Hamburg gegangen. In den Westen! Ich habe einen neuen Job angenommen, also ziehe ich um – eben nach Hamburg. Ich fühlte mich wohl, habe tolle Kollegen und auch Freunde gefunden. Viel habe ich von den Westdeutschen erfahren – und die Westdeutschen haben auch viel von mir, von Ostdeutschland erfahren. Ich wäre auch noch länger geblieben, aber im Jahr 2000 ging es in Hamburg beruflich für mich nicht mehr weiter. Da bekam ich ein Angebot aus Schwerin. Also ging ich zurück in den Osten. Schwerin kannte ich vorher auch nicht, aber ich bin ja neugierig. Eigentlich wollte ich nur drei Jahre bleiben. Nun bin ich schon 19 Jahre hier.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Beruflich bin ich interessiert daran, welche Dinge die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern bewegen. Mir ist besonders wichtig, den Menschen zuzuhören. Und zwar vielen Menschen, nicht nur denen, die am lautesten sind. Außerdem liegt mir am Herzen, auch über gute, positive Dinge zu berichten. Natürlich ist die Aufgabe der Medien, kritisch zu begleiten. Dennoch besteht das Leben nicht nur aus Katastrophen, Unglücken und schwarzen Schafen. Was ist noch wichtig? Engagement! Ehrenamtlich engagiere ich mich beim Kinderschutzbund in Schwerin. Dort helfen wir Kindern, einen besseren Start ins Leben zu bekommen. Und so wie wir Kinder begleiten und prägen, so wird unsere Zukunft sein.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Natürlich fühle ich mich einerseits ostdeutsch. Ich habe ja eine entsprechende Biografie. Meine Wurzeln liegen in der DDR, im Osten. Ich bin 10 Jahre in die POS gegangen, danach auf die EOS und habe in der 12. Klasse mein Abitur gemacht. Ich kann zwischen den Zeilen lesen und kenne das Drum-herum-Reden. Bloß nicht zu viel sagen, sich nicht festlegen, wer weiß, wer mithört. Andererseits fühle ich mich deutsch. Denn den größeren Teil meines Lebens habe ich in Gesamtdeutschland verbracht. Die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, eigenverantwortlich zu handeln, auch andere Lebenswege zu gehen – das ist für mich deutsch.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich hatte Glück. Zum Zeitpunkt der Wende war ich 18 Jahre jung, hatte mein Abitur in der Tasche und absolvierte mein Volontariat beim Rundfunk der DDR. Mir standen alle Wege offen. Ich konnte wählen. Das war der perfekte Zeitpunkt. Für mich war das neue System spannend, eine Herausforderung. Für meine Eltern war das anders. Alles, was sie erlernt hatten, was sie sich aufgebaut hatten, wurde infrage gestellt. Für sie war es mit fast 50 Jahren ein Neuanfang. Alles, was ich daraus gelernt habe, ist, das Leben geht immer weiter. Egal, was kommt. Nichts ist sicher. Vor Veränderungen habe ich Respekt, aber keine Angst.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Selbstbewusstsein, Optimismus, Humor, Engagement