Wir sind der

Osten

Esther Isaak de Schmidt-Bohländer

Esther Isaak de Schmidt-Bohländer ist 1964 in Filadelfia (Paraguay) geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Esther wohnt aktuell in Wittenberge, wo sie als Bierbotschafterin arbeitet.

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Weil es mir hier gefällt. Ich mag die Augenhöhe zwischen Männern und Frauen. Vieles erinnert mich an Paraguay. In einem Monat werde ich 30 Kilometer entfernt von Wittenberge wohnen. Mein Zukunftsort ist Zuggelrade. Kein öffentliches Wasser, keine öffentliche Entsorgung, keine öffentliche Energie, aber Strom und ein Briefkasten.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich habe vor, mit Bierschaumlesungen und Bierseminaren meinen Unterhalt zu bestreiten. Corona hat erst einmal alles auf null gefahren, aber noch bin ich optimistisch.

  • 1964

    Filadelfia

  • Hamburg

  • 2020

    Wittenberge

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

5 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Ja. Irgendwie ist das hier alles ähnlich wie meine mennonitische Kultur aus der Kolonie in Paraguay. Meine Eltern wären, hätten sie die Möglichkeit gehabt, auch hierhergezogen. Zuggelrade, der Resthof, den wir jetzt ausbauen, ist der Inbegriff von Zuhausesein.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Meine Hamburger Freunde vermissen mich. Ich vermisse die Stadt nicht. Hier sind alle sehr freundlich und unaufdringlich. Ich war in Hamburg zu zwei Lesungen während der über 30 Jahre, hier waren es in zwei Jahren schon drei.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Wäre Ostdeutschland nicht dazugekommen, hätte Westdeutschland eine Rezession gehabt. Mit der Öffnung der Grenzen, fielen auch alle Hemmungen und der Neoliberalismus konnte etabliert werden.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Ich habe mich schon oft für das Benehmen der Wessis entschuldigt. Die Erzählungen diesbezüglich sind so zerstörend und Fremdschämen pur. Dabei ist mir aufgefallen, dass der wahre Ausbeuter heute der Ostler ist. Mir ist aufgefallen, wie schlecht ostdeutsche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter behandeln. Das verstehe ich überhaupt nicht.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Puh. Mehr Selbstbewusstsein. Mehr Lohngerechtigkeit im Vergleich mit dem Westen. Mehr Freiheit zum Dialog. Mehr Vertrauen zu den Mitmenschen!