Evelyn Fuchs
Evelyn Fuchs ist 1975 in Bad Segeberg geboren, in Schlamersdorf aufgewachsen und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Evelyn wohnt aktuell in Weimar und Meiningen, wo sie als Schauspielerin arbeitet.
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Ich wurde bei einem Vorsprechen engagiert.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich bin unkündbare Schauspielerin des Meininger Staatstheaters, wohne hauptsächlich in Weimar und lebe dort glücklich in die Zukunft mit meinem Sohn: Wir sind stolze Gärtner eines Pachtgartens, mein Sohn ist im Fußballverein und spielt Kontrabass. Wir haben einen sehr sitzfleisch-fähigen Freundeskreis in Weimar, der nicht aus Schauspielern besteht und haben hier unglaublich interessante Möglichkeiten für unsere Entwicklung, Inspiration und Zukunft.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Ich habe das Gefühl weltoffener zu sein als gleichaltrige Ostdeutsche. Ich habe mich anders in meiner Jugend und im Erwachsenwerden bewegen können. Ich hatte keine Berührungsängste, musste selber nach meinem Weg suchen und habe mich durchgewurschtelt, gesucht, wie ich meine Ziele umsetzen kann. Ich wusste, ich habe die Möglichkeit alles zu tun, was ich will. Ich muss nur wissen, wie – und hartnäckig genug sein, um das umzusetzen.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Eigentlich nur gute! Ich wurde überall offenherzig aufgenommen, eingeladen. Mir wurde immer geholfen, wenn ich Hilfe brauchte.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Ich glaube, dass ich Vorteile hatte, gerade am Anfang. Obwohl ich auch Ablehnung und Konkurrenz erlebt habe von Ostdeutschen. Ich habe aber immer gewusst, wie ich vorankomme, war ja selber frei und unbelastet. Ich wusste, was ich tun muss, um mich vorzustellen, präsent zu sein, agil und fordernd. Ich glaube, für die Ostdeutschen war das damals sehr schwer. Sie wussten nicht wie, wo, warum? Die Welt war nunmal vorher sehr klein im Theater, dann plötzlich groß und man musste wieder vorsprechen wie nach der Schule. Für uns war das nie anders gewesen.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Dass es schöner ist, sich gegenseitig zu helfen und teilzunehmen, als sich abzugrenzen. Dass unsere Kultur zu einem großen Teil in Ostdeutschland stattgefunden hat. Dass Deutschland sehr unterschiedlich ist. Dass das Leben mehr draußen auf der Straße stattfindet …
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Weniger Rassismus. Weniger Pauschalurteil. Weniger Erwartung, dass irgendwer dafür verantwortlich ist, wie es irgendwem geht – oder der Region oder dem Bundesland.