Wir sind der

Osten

Fabian Pasewald

Fabian Pasewald ist Chordirigent, Dozent für Chorleitung und Kulturmanager und 1987 in Ost-Berlin geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Fabian wohnt aktuell in Weimar.

Das Profil teilen:

Weshalb bist du geblieben?

Für mich stand ein Wechsel an einen westdeutschen Standort zu keinem Zeitpunkt meiner Biographie ernsthaft in Frage. Ich habe im Osten einfach alles gefunden, was ich brauchte, um dort zu stehen, wo ich heute stehe. Ich hatte eine wunderbare Studienzeit in Halle (Saale) und Weimar. Bereits während des Studiums bekamen wir Nachwuchs und weil ich meinen Kindern eine stabile Familiensituation mit der Chance auf verlässliche soziale Rahmenbedingungen bieten will, sind wir in Mitteldeutschland geblieben. In meinem Beruf ist es üblich, der Arbeit notfalls im Abstand nur sehr weniger Jahre hinterherzuziehen. Das wollte ich um meiner Kinder willen nicht.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als professioneller Chorleiter und Musikpädagoge zeichnet mich meine Leidenschaft für Musik und Bildung aus. Durch meine vielseitige Ausbildung und Erfahrung in der Leitung verschiedener Ensembles gestalte ich die Zukunft, indem ich junge Talente fördere und kulturelle Projekte vorantreibe. Mein Engagement reicht von der künstlerischen Leitung renommierter Ensembles bis hin zur Lehrtätigkeit an Universitäten und der Organisation von Musikprojekten. Mein Ziel ist es, durch meine Arbeit Menschen zu inspirieren, Gemeinschaft zu fördern und die Kultur in unserer Gesellschaft zu bereichern.

  • 1987:

    Ost-Berlin

  • 2014:

    Weimar

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich bin in Ost-Berlin aufgewachsen, meine komplette Familie ist sozusagen ostdeutsch. Wie für die allermeisten ostdeutschen Familien war die Wende ein eher von außen evoziertes Ereignis. Durch diesen Einschnitt waren wir zwar plötzlich Bundesdeutsche, doch bleiben z.B. die Art, wie man seine Kinder erzieht oder wie Grundschulunterricht stattfindet, noch wesentlich länger erhalten. Meine Grundschullehrer waren allesamt DDR-sozialisiert, wir lernten Lesen und Schreiben mit der Fibel, es gab Klassendienste und als Konfirmand war ich Teil einer sehr seltenen Spezies.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die beruflichen Herausforderungen, mit denen meine Eltern in den 90er Jahren konfrontiert waren, haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu sein und sich auf neue Situationen einzustellen. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatten – vom Scheitern der einst erfolgreichen Selbstständigkeit meines Vaters bis hin zur Unsicherheit im Einzelhandel meiner Mutter – haben sie mich gelehrt, nie aufzugeben und stets nach neuen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Ihre Erfahrungen haben mich dazu ermutigt, über den Tellerrand zu schauen und mutig neue Wege zu gehen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Mein Wunsch für Ostdeutschland ist klar: Fairness und Anerkennung. In meiner beruflichen Umgebung fällt mir auf, dass eine wirkliche Durchmischung von ost- und westdeutschen Einflüssen oft darin besteht, dass Westdeutsche häufiger Spitzenpositionen einnehmen. Dies ist teilweise auf die politische Entscheidung zurückzuführen, unmittelbar nach der Wende westdeutsche Strukturen und Personal einzuführen. Doch auch in der nächsten Generation besteht diese Ungleichheit weiter. Ich setze mich dafür ein, dass talentierte ostdeutsche Fachkräfte die gleichen Chancen erhalten, Verantwortung zu übernehmen und Spitzenpositionen in ihrer Region zu besetzen.