Fiete Aleksander
Fiete Aleksander ist Videoproduzent (YouTuber) und 1991 in Berlin (Ost) geboren und aufgewachsen.
Gegangen: Fiete wohnt heute in Berlin (West).
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Weshalb bist du gegangen?
Meine Brüder hatten sich einen gewissen Ruf an ihrem Gymnasium in Pankow „erarbeitet“, sodass meine Eltern mich auf eine andere Schule schicken wollte. Die lag dann in Reinickendorf (ehemaliger Westen).
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich habe Sozialpädagogik studiert und neben meinem Studium einen YouTube-Kanal (Datteltäter) gegründet, der sich mittlerweile in eine Videoproduktionsfirma entwickelt hat. Ich bin seit Anfang 2018 selbstständiger Künstler, Geschäftsführer im Bereich „Organisation“ bei „Datteltäter“ und Vorstand bei „Datteltäter e.V.“. Wir wollen mit unseren Videos den interkulturellen und interreligiösen Dialog zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Community vorantreiben und produzieren deshalb satirische Videos zum Thema muslimisches Leben und MuslimInnen in Deutschland. Mit unserem gemeinnützigen Verein wollen wir Projekte zur muslimischen Jugendbildung umsetzen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Alle in meiner Familie sind in der DDR geboren und vollständig (Eltern) oder teils (Brüder) aufgewachsen. Ich bin nach der Wende geboren, aber wurde im Freundeskreis und in der Schule als Ostdeutscher angesehen. In der Familie war ich der, der in der Bundesrepublik aufwächst. Ich kann mich mit beiden Begriffen (sowohl Ost- als auch Westdeutsch) überhaupt nicht identifizieren und lehne diese auch ab.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Meine „ostdeutsche“ Herkunft beeinflusst definitiv mein politisches und gesellschaftliches Handeln. Außerdem sehe ich eine enorme Kompetenz in der Kenntnis beider Welten zwischen „ostdeutschem“ Zuhause und „westdeutscher“ Gesellschaft. Die Wende hat meine Familie definitiv beeinflusst. Meine Mutter durfte ihren Arbeitsplatz nur behalten, weil sie mit mir schwanger war. Mein Vater verlor mit der Wende seinen Job und war somit während der Schwangerschaft meiner Mutter arbeitslos. Die Wende stellte für meine Eltern einen starken Bruch in der Biografie dar.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Die gleichen Chancen und Perspektiven wie es sie auch in anderen Teilen Deutschlands gibt. Dass wir nicht mehr in Ost und West unterscheiden müssen. Auch nicht mehr im Kopf. Die Begriffe „Wessi“ und „Ossi“ braucht es nicht mehr. Außerdem eine Aufarbeitung der Ignoranz gegenüber rechtem Gedankengut, das in Ostdeutschland vielerorts keimen konnte, weil man die Gefahr nach der Wende weiterhin in linkem Gedankengut sah.