Wir sind der

Osten

Gabor Halasz

Gabor Halasz ist Journalist und 1977 in Leipzig geboren und aufgewachsen.

Gegangen: Gabor wohnt aktuell in Hamburg.

Das Profil teilen:

Weshalb bist du gegangen?

Es ist immer gut, die Perspektive zu wechseln und auch die Heimatstadt zu verlassen. Die neuen Eindrücke und Erfahrungen machen reicher im Kopf. Das hat gar nichts mit Ost oder West zu tun. Es spielte für meine Entscheidung auch gar keine Rolle.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Journalist stelle ich Fragen, entdecke Unterschiede. Versuche zu verstehen und neugierig zu bleiben.

  • 1977

    Leipzig

  • Hamburg

  • 2012 - 2016

    Neu Delhi (Indien)

  • 2022

    Hamburg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Wie viele, habe ich meine Herkunft lange versteckt. Es war ein Kompliment, wenn Leute mich als Westdeutschen wahrgenommen haben. Ich habe auch nie besonders großes Interesse gespürt. Ich hatte dann mein Ostdeutschsein fast vergessen. Während meiner fünf Jahre In Asien spielte es keine Rolle. Ich schaute auf Deutschland mit tausenden von Kilometern Entfernung. Ost und West waren da völlig egal. Als ich zurückkam, stellte ich fest, wie wenig sich geändert hatte und wie westdeutsch geprägt unser Land eigentlich ist. Ich merke, wie westdeutsch viele Netzwerke noch immer sind. So habe ich meine ostdeutsche Identität erst wiederentdeckt.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die Welt muss nicht so bleiben wie sie ist. Die Friedliche Revolution hat gezeigt, dass auch Diktaturen überwunden werden können. Das zu wissen, hilft in einer Welt wie heute, nicht die Hoffnung zu verlieren. Und: Ich habe als Teenager in den 90ern erlebt, wie fast alles im Osten zusammengebrochen ist. Wie meine Eltern die Arbeit verloren haben – es keine Sicherheit mehr gab. Das hilft auch heute in der Pandemie. Denn wer weiß, dass nicht alles selbstverständlich ist, Sicherheiten wegbrechen können, ist besser vorbereitet. Die Botschaft: Krisen können überwunden werden.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir wirkliches Interesse und Optimismus. Ostdeutsche Erfahrungen und Biographien müssen wahrgenommen werden. Am Ende muss nicht alles gleich sein – sollte es gar nicht. Es kann ein großes Glück sein, dass wir unterschiedlich sind. Wenn wir uns zuhören, neugierig sind – auch mal streiten – kann da etwas Gutes entstehen. Ich wünsche mir ostdeutsche Gesichter, die das Land prägen. Die selbstbewusst ihre Perspektiven einbringen. Nicht darüber jammern, was nicht geht – sondern aktiv gestalten.