Wir sind der

Osten

Gottfried Haufe

Gottfried Haufe ist Kulturmanager, 1990 in Greifswald geboren und in Rostock aufgewachsen.

Status: Gottfried wohnt aktuell in Freiburg.

Foto: Fabian Mondl

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Weshalb bist du gegangen?

Gegangen zum Studium Englisch & Geschichte auf Lehramt an der Uni Freiburg. Dort dann nach dem Studium aufgrund der hohen Lebensqualität der Stadt sowie der Region und des gewachsenen Umfelds geblieben. Jobchancen waren ebenfalls gegeben (ich bin kein Lehrer geworden, sondern habe in der Presse-  und Öffentlichkeitsarbeit angefangen). Kulturmanager bin ich seit vier Jahren als Freiberufler, ebenso Moderator.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Kultur(projekt)manager denke ich mir Formate und Ideen aus, mit denen ich Menschen gleichzeitig nachhaltig informieren, unterhalten und berühren möchte. Das sind gewissermaßen die drei Säulen, auf denen ich meine Arbeit aufbaue. Der Begriff „Formate“ ist dabei sehr weit gefasst: Mal ist es ein Film zum 80. Jahrestag der Deportation der badischen Jüdinnen und Juden, mal eine wissenschaftliche Gesprächsreihe vor Publikum mit einem Glas Wein in einer Bar, dann wieder ein politisches Kulturformat mit Expert:innengesprächen. Ich gehe dabei nach meinen Interessen und meiner Neugier, häufig aus Bereichen der Wissenschaftskommunikation, politischer und historischer Bildung, Soziokultur etc.

  • 1990

    Greifswald

  • Rostock

  • 2021

    Freiburg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Eigentlich weder ja noch nein. Ich fühle mich als Mecklenburger bzw. Küstenkind nordostdeutsch. Das merke ich in den Punkten, die mir bezüglich meiner Herkunft und alten Heimat wichtig sind: Einige Aspekte sind typisch für die Beziehung zum Wasser, andere bezüglich der Wurzeln in der ehemaligen DDR. Ein „gesamtostdeutsches“ Gefühl, also einer Art Beziehung oder gemeinsamen Identität mit beispielsweise Sachsen-Anhalt oder ähnlichem empfinde ich weniger, was auch daran liegt, dass ich Identitätsstiftung als regionales Phänomen begreife.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Meine Eltern haben die Wendezeit definitiv als Umbruch erlebt. Ob sie für ihre spätere Scheidung (mit-)verantwortlich war, würde möglicherweise Kausalität mit Korrelation vermischen, aber sicher war es ein wesentliches Merkmal ihres neuen Denkens über ihre gemeinsame (oder eben dann nicht mehr gemeinsame) Zukunft. Bis heute ist das Leben unserer Eltern in der DDR bei uns zu Hause häufig Thema und spannenderweise immer wieder mit neuen Perspektiven und Themen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Hui. Gesehen werden für mehr als für Punkte, die auf ein Plakat passen. Ernst genommen werden, Raum für Diskussionen bekommen. Ich würde mir für Ostdeutschland das wünschen, was ich mir auch für andere Bereiche der gesellschaftlichen Diskussionskultur wünsche: Ein möglichst vorurteilsfreies und durch Neugier und gegenseitiges Interesse geprägtes Aufeinandertreffen mit Menschen, die Fragen haben statt Antworten bestätigt haben wollen. Mit Sensibilität ohne Hypersensibilität. Wäre das nicht schön?