Hanka Kliese
Hanka Kliese ist Mitglied des Landtages (SPD) in Sachsen und 1980 in Chemnitz geboren und aufgewachsen.
Zurückgekehrt: Hanka wohnt aktuell in Chemnitz.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich bin nach Berlin gezogen, was nicht direkt „Westen“ ist, da ich bereits in Chemnitz Abitur gemacht und studiert hatte und gerne eine Großstadt kennen lernen wollte. Zudem hatte ich ein attraktives berufliches Angebot als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Bundestag und das war ein sehr schöner Einstieg ins Berufsleben nach dem Studium. Zurückgekehrt bin ich aufgrund des Angebotes, für Chemnitz für den Landtag zu kandidieren. In Berlin haben das Etliche nicht verstehen können. Und in Chemnitz gilt man schnell als „hängengeblieben“. So habe ich mich aber gar nicht gefühlt.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Ich habe als Schülerin angefangen, mich zu engagieren. Antrieb war stets das Empfinden für Ungleichheit oder Ungerechtigkeit, auch im Kleinen. So kam ich zur SPD, wo mich Regine Hildebrand sehr beeindruckte. Durch die 1990er Jahre in meiner Stadt war es unumgänglich, sich gegen Rechtsextremisten zu positionieren. Das halte ich für selbstverständlich und tue es in diversen Bündnissen. Seit zehn Jahren gehört mein Herz im Ehrenamt zudem der Erinnerungskultur. Mit Gleichgesinnten darf ich eine Gedenkstätte in Chemnitz mitentwickeln, die an die Opfer des NS und politische Häftlinge in der DDR erinnert. Motiviert haben mich dazu die Schicksale einzelner Menschen.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn junge Menschen nach der Schule andere Orte kennenlernen, in der ganzen Welt und natürlich auch in Westdeutschland. Ich würde lieber mehr Westdeutsche überzeugen, auch hier her zu kommen. Zu meiner Studienzeit 2000-2005 galt das noch als mutig! Das ist so absurd. In Chemnitz, dafür kann ich werben, gibt es noch viele Freiräume für Kunst und Kultur. Und eine kleine aber feine Zivilgesellschaft, die sich über Unterstützung freut.
1980
Chemnitz
1983-86
Zagreb
1986-88
Pjöngjang
2006-08
Berlin
20121
Chemnitz
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich fühle mich ostdeutsch, wenn es um das Vertreten spezifisch ostdeutscher Belange geht, etwa DDR-geschiedener Frauen oder Opfer der SED Diktatur. Ich fühle mich nicht ostdeutsch, wenn gejammert wird. Ich schäme mich für Ostdeutsche, wenn Westdeutsche beschimpft und diskriminiert werden. Ich fühle mich am Liebsten als Europäerin.
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
Es gibt noch ein recht hohes Misstrauen gegenüber Parteien, das sicherlich auch etwas „vererbt“ wird. Ich möchte ein gutes Vorbild dafür sein, dass Politik auch ein ehrliches Geschäft sein kann.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Bewusstseinsbildung betreiben, vor allem bei westdeutschen Kolleg:innen.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Selbstbewusstsein und Offenheit.