Harald Moritz
Harald Moritz ist Kfz-Mechaniker und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (Bündnis 90/ Die Grünen). Er ist 1957 in Berlin geboren und aufgewachsen.
Geblieben: Harald wohnt aktuell in Berlin.
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Weshalb bist du geblieben?
Weshalb ich in Berlin Treptow lebe, weil es mir in Berlin und speziell in Treptow gut gefällt und bisher meine berufliche, ehrenamtliche und politische Arbeit in Berlin und in meinem Bezirk Treptow-Köpenick war und ist.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Die politischen Zustände in der DDR, der absolute Machtanspruch der SED hat mich gestört und aktiviert. Letztlich die Erkenntnis/Überzeugung, selbst etwas tun zu müssen, um dies zu überwinden, zu verändern (wenn du es nicht tust, tut es niemand) und Veränderung selbst aktiv mitzugestalten. Das motiviert mich bis heute.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Wichtig ist es doch, dass jeder für sich erst einmal (realistische) Vorstellungen entwickelt und diese umzusetzen versucht, einen „Plan“ zu haben. Und natürlich sollte man dies möglichst an „seinem Ort“ tun. Und dies müssen junge Menschen in Ostdeutschland genauso wie in Nord- oder Süddeutschland, oder auf dem Land oder der Stadt tun. Und wenn man mit „seinem Ort“ verbunden ist, wird man dazu auch mehr motiviert sein, als wenn man mit „seinem Ort“ nichts anfangen kann. Das muss vermittelt werden.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich habe mich im Staat DDR nie wohlgefühlt, konnte mich auch mit der staatlich gelenkten und organisierten Gemeinschaft /Organisationen nicht anfreunden. Natürlich gibt es persönliche/private Freundschaften und positive Erlebnisse und Erfahrungen in der Zeit, dies verbinde ich aber nicht mit „ostdeutsch“, sondern einfach mit menschlich. Auch geografisch, ich bin Berliner, Europäer. Ich fühl mich auch nicht als westdeutsch, weil ich in Berlin wohne. Mit Deutschtümelei auch in Ausprägung einer Ost-Deutschtümelei kann ich nichts anfangen. Nichtsdestotrotz halte ich ungleiche Tarif- oder Rentenregeln für ungerecht und lange überholt.
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
Meiner Meinung nach gibt es sowohl wachsendes Engagement, als auch (Demokratie und Parteien) ablehnende Entwicklungen. Dies hat meines Erachtens auch mit der „Ost-Deutschtümelei“ (wir sind die Benachteiligten, wir müssten doch besonders unterstützt werden, „die hauen sich nur selber die Taschen voll“ Mentalität zu tun. Gerade bei den Jüngeren, die die DDR gar nicht selbst bewusst erlebt haben, ist mir das vollkommen unverständlich. Eine Änderung verordnen kann man nicht, man kann nur auffordern, sich selbst zu beteiligen und Wege aufzeigen wie dies möglich ist. Strukturen dafür schaffen bzw. unterstützen.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Natürlich müssen die Tarif- und Rentenregelungen o.ä. endlich vereinheitlicht werden. Spezielle Quoten für „Ostdeutsche“ halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Die „Chancen“ steigen doch mit Qualifikation, Selbstbewusstsein, eigener, persönlicher Identität, dass muss gefördert und gestärkt werden.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
„Normalität“ – Die Erkenntnis, dass es in Deutschland wie auch darüber hinaus unterschiedliche wirtschaftlich starke oder schwache Regionen gibt, wenig oder dicht besiedelte Gebiete, Dörfer, Städte , Metropolen die unterschiedliche Chancen und Risiken, Vor- und Nachteile bieten. Natürlich sollen die Menschen überall gut Leben können, daran muss in Ostdeutschland, aber auch in West-, Süd und Norddeutschland gearbeitet werden.