Wir sind der

Osten

Heidrun Katzorke

Heidrun Katzorke ist Rentnerin und 1945 in Oelsnitz im Vogtland geboren und in Wittenberg und Halle/Saale aufgewachsen.

Geblieben: Heidrun wohnt heute in Chemnitz.

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Weshalb bist du geblieben?

Ich konnte nach der Wende an der TU bleiben und wurde Geschäftsführerin des Sprachenzentrums, mein Mann hat ebenfalls eine gute Stelle in einer Bezirksbehörde gefunden, wir haben ein Haus gebaut, unsere Kinder haben das Gymnasium besucht und dann in Chemnitz bzw. in Jena studiert, da stellte sich gar nicht die Frage wegzugehen

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich bin seit 2010 Rentnerin. Ich arbeite ehrenamtlich in der UNICEF-Arbeitsgruppe Chemnitz (Leiterin). Wir sind an Schulen in Projekten tätig, um den Kindern und Jugendlichen UNICEF vorzustellen und ihnen die Probleme, die Kinder in anderen Ländern noch haben, nahe zu bringen. Gleichzeitg möchte ich in Chemnitz als UNICEF-Gruppe sichtbar sein und mithelfen, dass in der Bevölkerung ein Gefühl für die vielen Probleme in der Welt und ein Gefühl der Empathie entsteht.
Familie hat für mich einen sehr großen Stellenwert. Ich habe drei Enkelkinder, mit denen wir viel unternehmen, deren Großwerden wir erleben und mitgestalten.

  • 1945

    Oelsnitz im Vogtland

  • Wittenberg

  • Halle

  • Heute

    Chemnitz

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich habe an der Universität sofort nach der Wende in vielen akademischen Gremien mit entschieden, wer seine Stelle behalten konnte und wer die Uni verlassen musste, ich hatte in dieser Situation mit viel Arroganz, Unwissenheit und vielen vorschnellen Urteilen westdeutscher Professoren zu tun, die ebenfalls in diesen Gremien vertreten waren und musste mich außerdem als Frau in einer Leitungsposition behaupten. Durch viele Konferenzen und die Zusammenarbeit der Unis ist mir das unbedingte Streben nach beruflicher Karriere und Anerkennung vieler Westdeutscher aufgefallen, so wollte und konnte ich nicht sein.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die Wendezeit habe ich als ungeheuer spannende Herausforderung erlebt, denn erstmals konnte ich Dinge mitgestalten, frei meine Meinung äußern und um bestmögliche Lösungen ringen. Die Welt stand plötzlich offen, der Austausch mit vielen Nationen und Kulturen war eine ungeheure Bereicherung für mich.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Viele Menschen haben vergessen, was für unverzichtbare Werte Freiheit und Demokratie sind. Ich wünsche mir eine breite Diskussion darüber, wie schnell diese Werte verloren gehen können und wie wichtig das soziale Engagement Vieler ist, Achtsamkeit und Respekt für die Lebensläufe von Menschen, ob sie nun aus Deutschland kommen oder aus anderen Ländern und mehr Stolz auf das Erreichte und Fröhlichkeit in einem Land, in dem es den meisten Menschen so gut geht.