Helén Orgis
Helén Orgis ist Head of Content Strategy & Digital Growth EMEA und 1989 in Borna geboren, in Geithain (beides Sachsen) aufgewachsen.
Gegangen: Helén wohnt heute in München.
Foto: Neoseen
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Weshalb bist du gegangen?
Aufgeschlossenheit, Karrierechancen und Lebensqualität in München
Wie gestaltest du die Zukunft?
Zukunftstechnologien und Innovationen wecken positive Neugier in mir, doch ich merke, dass es vielen meiner Mitmenschen nicht so geht. Daher engagiere ich mich besonders für mehr Sichtbarkeit von diversen Tech-Vorbildern und die Förderung digitaler Teilhabe in unserer Gesellschaft. Im Rahmen der Basisbox, einem Teil der Google Zukunftswerkstatt, durfte ich einen kostenlosen Grundlagenkurs über immersive Technologien beisteuern, den Bürgerinnen und Bürger nutzen können, um sich über AR und VR weiterzubilden. Als Autorin und Speakerin berichte ich so oft es mir ermöglicht wird über „Innovation made in Germany“, Tech Trends und warum Vielfalt dabei so eine große Rolle spielt. Als Gründungsmitglied der Initiative „Zukunftsnarrative“ unterstütze ich die Arbeit von Kommunikationsexpertin Christiane Brandes-Visbeck. Das Projektteam konzentriert sich darauf, die Ängste der Menschen vor dem digitalen Zeitalter ernst zu nehmen und ihnen dabei zu helfen die Chancen der Digitalisierung mithilfe positiver Narrative wahrzunehmen. Meine Mission ist es, jeder Person dabei zu helfen, von den neuen Technologien zu profitieren, individuelle digitale Kompetenzen aufzubauen und dadurch Zugang zur intelligenten, vernetzten Welt von Morgen zu erhalten.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich weiß, woher ich komme. Doch ich habe mich auch lange dafür geschämt, weil es mir von der Außenwelt als Makel gespiegelt wurde. Heute kann ich wieder stolz auf meine Heimat sein und sehe den Kampfgeist der Menschen dort. Es gibt unzählige Anekdoten, bei denen ich in der Ferne auf Menschen gestoßen bin, die ich auf Anhieb sympathisch fand – oft stellte sich heraus, dass ausgerechnet diese Personen aus „dem Osten“ kamen. Uns verbinden gleiche Wertvorstellungen und Ansichten. Ich fühle mich ostdeutsch, ja. Aber ich bin in Deutschland, in Europa, zuhause. Wir sind eins. Niemand sollte sich dafür schämen, woher er kommt.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Meine Eltern haben mir beigebracht, hart für das zu arbeiten, was ich erreichen möchte. Ich habe gesehen, wie viel Menschen im Osten nach der Wende verloren haben. Ich habe auch gesehen, wie sie sich Extremen zugewandt haben, weil sie sich im Stich gelassen fühlten. Ich habe aber auch erlebt, wie kreativ und findig Menschen werden, wenn sie wenig haben. Das ist eine Einstellung, die ich mir einverleibt habe. Ich nehme die Dinge, wie sie sind. Ich begegne ihnen mit Ideenreichtum und Leidenschaft. Und ich bin dankbar für das, was ich habe. Als Kind wurde mir immer wieder beigebracht, dass die Gemeinschaft mehr wert ist als der Einzelne. Danach lebe ich.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir für Ostdeutschland, dass in der gesamten Republik ein Umdenken stattfindet und die neuen Bundesländer nicht mehr als die Sorgenkinder betrachtet werden. Allein beim Thema Kinderbetreuung und Gleichberechtigung kann sich der Rest der Republik etwas vom Osten abschneiden und auch sonst hat er alles, was er braucht: gute Schulen, moderne Unis, international anerkannte Forschungsinstitute und Talente. Das sollte endlich auch gesehen werden. Doch kaum einer meiner Kollegen und Bekannten war jemals „drüben“. Es braucht noch mehr Begegnung und Abbau der Vorurteile auf beiden Seiten, damit die Einheit endlich auch gelebt wird.