Wir sind der

Osten

Henriette Stapf

Henriette Stapf ist Kulturarbeiterin und 1979 in Dresden geboren, hat später in den USA, Potsdam, Finnland und Berlin gelebt.

Zurückgekehrt: Henriette wohnt heute in Dresden.

Foto: Wiebke Dürholt

Das Profil teilen:

Weshalb bist du zurückgekehrt?

Ich hatte oft das Gefühl, dass ich von außen keinen wirklich realistischen Blick auf die Umstände im Osten habe und mein Wirken begrenzt ist. Meine Erfahrungen und mein Wissen aus der Beschäftigung mit dem kulturellen und gesellschaftlichen Wandel in Ostdeutschland und meinem Engagement für die Dritte Generation Ostdeutschland wollte ich vor Ort einbringen. Der Fokus lag zuerst darauf Wendekinder ins Gespräch zu bringen und zu stärken. Hinzugekommen ist das Initiieren und Gestalten von Räumen, in denen Austausch zwischen Menschen verschiedener Ost-Generationen möglich ist und diese Erfahrungen auch für den Austausch innerhalb unserer gesamten, vielfältigen Gesellschaft nutzbar zu machen.

Wie gestaltest du die Zukunft?

In der Sächsischen Schweiz habe ich den weltbewusst e.V. mitgegründet und mit aufgebaut, der mittlerweile wichtiger Akteur im Bereich Soziokultur und Integration ist. Ich entwickle und führe Generationendialoge und biografieorientierte Veranstaltungsformate durch, moderiere (auch in Krisensituationen) und bringe meine Erfahrungen und Perspektiven in Diskurse ein. Mit all dem rege ich besonders innerostdeutschen Austausch in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an. Hauptberuflich stärke ich zudem ehrenamtliches Engagement in Sachsen.

  • 1979

    Dresden

  • USA

  • Potsdam

  • Finnland

  • Berlin

  • Heute

    Dresden

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

„Ostdeutsch“ zu sein ist EINE Facette meiner Identität. Sie ist auch eine Abgrenzung zu „westdeutsch“ sein. Ich habe eine ostdeutsche Geschichte, wurde unter bestimmten Bedingungen sozialisiert, die es so nur in Ostdeutschland, bzw. in Familien mit DDR-, Umbruchs- und Transformationsgeschichte gab. Mit dem Gefühl, ostdeutsch zu sein, verbinde ich auch eine gewisse Verantwortung, die eigene Herkunftsgeschichte aufzuarbeiten und östliche Sichtweisen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in gesamtgesellschaftliche Diskurs einzubringen.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Um die Gesellschaft im Osten mit zu gestalten, kann es von Vorteil sein, deren Geschichte miterlebt zu haben. Das verleiht eine gewisse Sensibilität. Da ich in der Transformationszeit ab 89/90 eher „unberaten“ erwachsen geworden bin, habe ich eine enorme Eigenständigkeit entwickelt. Die Erfahrung aus der DDR, kreativ mit materiellem Mangel umzugehen und die kritische Hinterfragung der Konsumgesellschaft motiviert mich heute nachhaltig zu handeln.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen den Schritt wagen, zurückzukehren und die ostdeutsche Gesellschaft mit ihren Erfahrungen zu bereichern. Und dass das in Ostdeutschland wertgeschätzt wird. Es gibt zahlreiche Aktive, mit denen man sich verbünden und Zukunft gestalten kann!