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Osten

Dr. Hussein Hasham Jinah

Dr. Hussein Hasham Jinah ist 1958 in Dar es Salaam geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Hussein wohnt aktuell in Dresden, wo er als Sozialarbeiter und Personalrat arbeitet.

Foto: Faida Al-Rofaie

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

1985 bin ich zwecks meines Studiums und meiner Promotion in die ehemalige DDR gekommen. Zwischen der DDR und Indien bestand damals ein Regierungsabkommen. Und dann bin ich einfach in Dresden geblieben; 35 Jahre, bis heute.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Seit 1991 bin ich als Sozialarbeiter bei der Landeshauptstadt Dresden tätig. Ich bin derzeit für die Personalratstätigkeit freigestellt. Ich werde aktiv bis Januar 2022 arbeiten.

Meine Zukunft sehe ich in der ehrenamtlichen Tätigkeit zur Förderung von Demokratie und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt. Schon jetzt bin ich Mitglied verschiedener Vorstände – etwa des Afropa e.V., der Bundes- und Landesmigrationsausschüsse von Ver.di, des Bundeszuwanderung- und Integrationsrat e.V.. Ich sitze außerdem im Integrations- und Ausländerbeirat Dresden, dessen Vorsitzender ich bereits war.

  • 1958

    Dar es Salaam

  • Südafrika

  • Indien

  • Heute

    Dresden

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Meine Herkunft, Hautfarbe und Identität wird in Dresden ständig in Frage gestellt, obwohl ich seit 23 Jahren als Inder eingebürgert bin. Oft wird das thematisiert: Ich sei ein Mensch mit Migrationshintergrund, ein Fremder. Der Umgang mit mir ist nicht immer freundlich.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Mir wurde von Freunden gesagt, dass die Deutschen fleißig und zielstrebig seien. Ich würde dorthin passen, da ich sehr fleißig sei. 1985 war ich als Inder der Überzeugung, dass Deutschland irgendwann wieder ein gemeinsames Land sein wird. Zu DDR-Zeiten habe ich kaum Rassismus erlebt. Nach der Wende bis zum heutigen Zeitpunkt aber Gewalt und viel Alltagsrassismus. Positiv war, wie freundlich mich manche Dresdner empfangen haben. Und es ist mein Privileg, heute in der Stadtverwaltung zu arbeiten.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Die Westdeutschen hatten einen neuen Markt, in dem sie Handel treiben, neue Arbeit finden oder ein Unternehmen gründen konnten. Es gab für sie neue Forschungs- und Bildungschancen, sowohl als Dozierende als auch als Studierende. Sie konnten neue Menschen kennenlernen, mit denen sie Partnerschaften und Familien gründen konnten.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Die ostdeutsche Gesellschaft wird durch die Zuwanderung heterogener und vielfältiger. Das sehe ich positiv. Somit werden die Vorurteile und Berührungsängste weniger, die Rassismus und Gewalt ihren Einstieg verschaffen. Allgemein ist nach der Wiedervereinigung ein demokratisches statt eines autoritären, diktatorischen Verständnis entstanden. Das beeindruckt mich sehr.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir Demokratie, gesellschaftlichen Zusammenhalt, keinen Rassismus, keinen Antisemitismus und keine Islamfeindlichkeit und Gewalt. Wirtschaftlicher Aufschwung und keine Armut. Harmonie und gutes Zusammenleben sowie gegenseitige Toleranz, Anerkennung und Respekt für Alle.

Ich habe den Traum, dass eines Tages das, was ich genannt habe, Realität wird. Ich möchte nach meinem Tod in Dresden wiedergeboren werden und all das von mir Gewünschte selbst erleben.