Wir sind der

Osten

Jakob Springfeld

Jakob Springfeld ist Student und 2002 in Zwickau geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Jakob wohnt heute in Halle.

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Weshalb bist du geblieben?

Obwohl ich erst 2002 geboren bin, möchte ich diese Frage beantworten. Denn irgendwas, so glaube ich zumindest, hält mich hier. Wenn ich ein Abi in der Tasche habe, möchte ich zunächst in Leipzig studieren, könnte mir jedoch sehr gut vorstellen, nach Zwickau zurückzukehren. Man kann im Osten viel erreichen und gerade in Zeiten des Rechtsrucks ist es essenziell zu bleiben und für ein offenes Ostdeutschland zu stimmen. Zu wichtig sind mir die offenen, engagierten und sehr wohl toleranten und antifaschistischen Ostdeutschen. Ich freue mich hier zu leben und ich will mich auch in Zukunft freuen hier zu leben – für mich ein Grund zu bleiben.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Im Team Dinge erreichen war schon immer mein Ding. Dass das auch in Zwickau geht, habe ich dann früh gemerkt. Mit den Jahren entwickelte sich vor allem durch meine Schwestern, aber auch durch meine Eltern, welche in der DDR großgeworden sind, ein Interesse für Politik. 2015 ändert sich viel. Wir engagierten uns in der Flüchtlingshilfe und viele neue Leute werden zu Freunden. 2018 kam es zu den schlimmen Ausschreitungen in Chemnitz, für mich war es an der Zeit mehr bewegen zu wollen. Und das ging dann in Zwickau besser als ich zunächst dachte. Wir gründeten FridaysforFuture, eine Grüne Jugend und versuchten bzw. versuchen die Jugendlichen in Zwickau immer mehr für Politik zu sensibilisieren.

  • 2002

    Zwickau

  • Heute

    Halle

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Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Die Frage hat mich mein bisheriges Leben eigentlich noch nie beschäftigt. Erst seitdem der Osten immer wieder als braun oder rechts betitelt wird, habe ich über diese Frage nachgedacht. Für mich ein weiterer Grund, mich nicht ostdeutsch zu fühlen. Als offene und bunte Gesellschaft habe ich Zwickau erlebt, doch ein Problem mit Rechtsextremismus haben wir trotzdem. Ich identifiziere mich also nicht mit Ländern und schon gar nicht mit Länderhälften in denen ich geboren bin. Ich freue mich in Zwickau so viele unterschiedliche westdeutsche, ostdeutsche oder afghanische Freunde zu haben. Ich fühle mich europäisch und einfach menschlich, aber nicht ostdeutsch.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Meine Heimat Zwickau hat mich immer positiv beeinflusst. Durch meine Eltern habe ich aber gelernt, wie wichtig es ist, dass wir das, was wir haben, wertschätzen und verteidigen müssen. Frieden, Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit, Werte welche es vor der friedlichen Revolution so in Zwickau nie gegeben hätte. Dieses Gut, was auch meine Eltern mit erkämpft haben, gibt mir Kraft für die Demokratie und für die Freiheit zu kämpfen. Meine Eltern klagen nie über ihre Kindheit, vermutlich weil so viel besser geworden ist! Manchmal vergisst man in langen Friedensperioden, wie gut es uns geht. Das darf aber nicht geschehen! Es ist ein Privileg in Zwickau, im Osten aufgewachsen zu sein!

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir eine breite, offene und couragierte Gesellschaft. In Teilen ist eben genau diese Gesellschaft noch zu leise. Manchmal denkt man es gäbe nur den NSU, den III. Weg oder nicht zu letzt die AfD in Zwickau bzw. Ostdeutschland. Das stimmt aber nicht. Gerade Zwickau hat viele tolle engagierte Schüler*innen, welche sich tagtäglich einbringen und ein anderes Bild zeichnen wollen. Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Leute einbringen, dass noch mehr Leute schlechte Entwicklungen nicht ignorieren, sondern aktiv und bunt dagegen halten.