Johanna Elsig
Johanna Elsig ist 1992 in Düren geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Johanna ist Fußballspielerin des 1. FFC Turbine Potsdam und der deutschen Nationalmannschaft. Sie wohnt aktuell in Potsdam.
Foto: Uta Zorn
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Turbine Potsdam bot mir damals als junger Spielerin eine solide Kombination aus sportlichem Anspruch und beruflicher Ausbildung. An der Europäischen Sportakademie in Potsdam habe ich einen Bachelor in Gesundheitssport und Prävention gemacht. Parallel haben wir international auf höchstem fußballerischen Level gespielt: Champions League. Das waren sehr gute Argumente, um in den Osten „rüberzumachen“.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Als Führungsspielerin und Nationalspielerin von Turbine Potsdam repräsentiere ich die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg im gesamten Bundesgebiet. Als einziger Klub aus dem Osten in der Frauenbundesliga übernehmen wir damit eine große Verantwortung. Wir stehen für Kampfgeist und Zusammenhalt. In der Nationalmannschaft bringe ich mich mit den gleichen Eigenschaften ein.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Ich bin Rheinländerin. Karneval, die Mentalität, lieber Frikadelle als Bulette zu sagen – das steckt tief in mir drin. Das bekommt auch keiner aus mir raus.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Düren liegt ja schon sehr weit im Westen. Daher war für meine Familie der Schritt in den Osten schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber die tolle sportliche Perspektive und die Ausbildungschancen überwogen dann natürlich. Als wir alle dann das erste Mal hier waren, hat uns die Schönheit von Potsdam und seinen Schlössern schon etwas den Atem geraubt. Ich finde es sehr reizvoll, wie viele tolle Sportler in dieser Stadt leben und trainieren. So etwas kannte ich aus dem Westen bisher nicht. Insbesondere kommt man durch den Olympiastützpunkt, wo wir auch mit Turbine trainieren, zwangsläufig in Kontakt. So kommt man etwas raus aus der Fußballblase.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Das kann ich nicht beurteilen.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Als erstes, dass es „komm hierher“ und nicht „komm nach hier“ heißt. Nein, Spaß beiseite. Ich bin nach der Wiedervereinigung geboren. Ich kenne nur ein geeintes Deutschland und mir fällt es schwer in Kategorien zu denken. Sich in eine Zeit zurückzuversetzen, wo es eine innerdeutsche Grenze gab, finde ich schrecklich. Meine ältere Schwester erzählt heute noch, dass sie wach wurde, als die Mauer fiel und Fernseh gucken durfte. Ich finde es sehr gut, wie es jetzt ist.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir für ganz Deutschland, dass wir die Nachteile aus der Corona-Krise gemeinsam überwinden und niemand zurückbleibt, egal ob Osten oder Westen.