Johanna Maria Knothe
Johanna Maria Knothe ist Journalistin und 1981 in Ost-Berlin geboren.
Zurückgekehrt: Johanna Maria lebt heute in Berlin.
Foto: Daniel Pasche
Das Profil teilen:
Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ausreise meiner Eltern Sommer 1989 // Rückkehr nach Ostberlin nach der Ausbildung // aktuell gibt es Umzugspläne Richtung Lausitz
Wie gestaltest du die Zukunft?
In meinen Beiträgen und Texten bemühe ich mich, auf Ungerechtigkeiten, Murksereien und Missstände unserer Welt aufmerksam zu machen und Möglichkeiten zu präsentieren, die hoffentlich Dinge besser machen.
Mit Leidenschaft pflege ich zudem das Engagement-Mindestmaß der Demokratie: Ich gehe feierlich wählen, feierlich demonstrieren und mache es sichtbar. Aktuell bei der Fridays For Future Bewegung, die meinen Glauben an die Veränderung von Unten neu beseelt hat. Future is now.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Mit 8 Jahren bin ich nach West-Berlin gekommen, eine fremde, bizarre Welt für mich mit vielen Statussymbolen und vollgeprüllten Müllhäusern, in denen ich nach Schätzen suchte. Mein Fremdsein habe ich nicht abschütteln können bis über das Abitur hinaus. Danach war ich in verschiedenen Jobs, Werbung, Fernsehen – es waren fast immer die anderen Ossis, bei denen ich mich wohl fühlte. So ist das bis heute.
Ostdeutsch sein bedeutet für mich echt sein. Unverkrampft, direkt, uneitel. Meiner Verwurzelung wegen habe ich mich selbst trotzdem jahrelang als Wossi bezeichnet, sozialisiert in beiden Ländern. Ich habe soeben beschlossen jetzt damit aufzuhören.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich komme aus einem verschwundenen Land. Bei allem Schmerz, den die hemmungslose Verscherberlung, die mangelhafte Aufarbeitung und fehlende Anerkennung auslöst, ist es auch Magie. Wir sind noch da und wir haben alle Freiheiten, etwas daraus zu machen. Ich bin stolz, ein Ostmädchen zu sein.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Letztlich bin ich mit meiner kleinen Familie von Dresden Richtung Görlitz gefahren – über Land. Was für eine Pracht ist Sachsen! Was für eine Schande der Verruf, was für eine Schande die lauten Gefährlichen. Ich wünsche mir, dass die, die aufgegeben haben ihre Meinung zu sagen, es wieder tun. Dass sie ihr Land verteidigen vor der Vereinnahmung durch plumpe Parolen und Bretter vorm Kopf. Ich glaube an die Kraft des Miteinander und wünsche mir mehr davon im Osten! Mut und Zuversicht kommen dann von ganz allein.