Wir sind der

Osten

Johannes Ebermann

Johannes Ebermann ist Fachreferent, Unternehmensberater und Unternehmer und 1983 in Zittau geboren, in Ostritz aufgewachsen und hat später in Hamburg, Eichstätt, Kristianstad (Schweden) und Granada (Spanien) gelebt.

Zurückgekehrt/Gegangen: Johannes wohnt und arbeitet heute in Ostsachsen und Südspanien.

Foto: Andi Weiland

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Weshalb bist du gegangen?

Als Stipendiat hatte ich das Glück, als Free-Mover ins Ausland gehen zu können und wollte zu Reformpädagogiken forschen. Über einen Kontakt bin ich nach Schweden gekommen. Dort habe ich viele internationale Studenten kennen gelernt – das damalige Netzwerk ist immer noch aktiv. Dort habe ich meine jetzige spanische Frau kennengelernt. Ich bin dann wegen ihr während meiner Promotion nach Spanien gezogen, habe ein Unternehmen gegründet und bin Zwillingsvater geworden. 2015 habe ich ein Angebot der Karl-Kübel-Siftung erhalten, um an einem tollen Projekt zur Armutsprävention mitzuarbeiten. Wir sind als Familie 3 Jahre nach Dresden gezogen und seitdem in beiden Ländern aktiv.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Fachreferent der Karl-Kübel-Stiftung helfe ich mit, dass Kinder gesund aufwachsen, Zugang zu umfassender Bildung haben und sozial integriert sind. So sollen Eltern mit vielschichtigen Belastungslagen eine gute Unterstützung erhalten. Sowohl Ost- wie West-Bundesländer arbeiten bereits jetzt auf Grundlage unseres Ansatzes. Ich trage so zu mehr Chancengerechtigkeit bei. Als Unternehmensberater unterstütze ich Firmen, Start-Ups, Social-Entrepreneurs insbes. im Osten. Als Gründer eines Co-Working-Space und einer Online-Firma in Spanien möchte ich speziell junge Menschen bei der Netzwerkarbeit, der Erprobung innovative Arbeitsmethoden und Weiterentwicklung der Europäischer Idee unterstützen.

  • 1983

    Zittau

  • Ostritz

  • Hamburg

  • Eichstätt

  • Kristianstad

  • Granada

  • Heute

    Córdoba

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Entscheidung fällt schwer – unentschieden. Nicht ostdeutsch, da viele meiner Freunde aus beiden deutschen Teilen kommen, dies im Rahmen der Ausbildung keine Rolle spielte und ich von Vertretern meiner Generation (In- wie Ausland) als Deutscher (nicht Ossi) wahrgenommen werde. Ostdeutsch, da mit Dauer der beruflichen Praxis und in generationsübergreifenden Teams Mentalitätsunterschiede (Sozialisation?) sichtbar werden. Ich denke, dass Ostdeutsche (meiner Generation) besser für den Wandel der Arbeitswelt vorbereitet sind und nicht den Ballast tradierter Hierarchien mit sich tragen. Als Ostdeutscher, da mir das weitere Zusammenwachsen immer noch eine Baustelle und damit Anliegen ist.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Meine Eltern haben in der DDR einen engen (kirchlichen) Freundeskreis gepflegt, der sich stützte und trotz materialer Bescheidenheit eine schöne Kindheitserfahrung hinterließ. Diese Sandkastenkumpels sind bis heute die stärkste außerfamiliäre Bindung. Im Nachhinein habe ich die Bedeutung einiger kritischer Situationen verstanden. Das Außenseitertum und die (auch Nachwende-)Stigmatisierung durch Lehrer hat mich stark gemacht für meinen Weg. Die „Listigkeit“, Lösungen auf Umwegen herbeizuführen sowie die praktische/handwerkliche Veranlagung führe ich auf meine ostdeutsche Sozialisation zurück. Durch eine frühe Interaktion mit meinen Eltern auf Augenhöhe fühle ich keine Generationsbarriere.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass wir uns auf unsere zwischenmenschliche Stärken besinnen (Beispiele wie die Care-revolution greifen ja bereits Themen auf, denen der Osten bereits jetzt demografisch/mental nahe ist). Wir sollten mutig werden, nicht nach Hilfe zu schreien, sondern selbst Lösungen zu entwickeln, die zu uns passen und die nach vorn gewandt sind. Lebens-, Erwerbs-, Gemeinwesen- und Nachhaltigkeitsmodelle, die neu gedacht und probiert werden (der Rückbau Ordungs- und Verwaltungspolitischer Strukturen öffnet ja auch neue Räume, die mit Herz und Verstand zu füllen sind). Ängste eindämmen und positive Visionen entwickeln. Mich hat der Wahlkampf von Franziska Schubert in Görlitz begeistert.