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Osten

Jorge Villalba Strohecker

Jorge Villalba Strohecker

Jorge Villalba Strohecker ist 1975 in Alicante geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Jorge wohnt aktuell in Tambach-Dietharz, wo er als Kunstmaler arbeitet.

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Ich bin als Erasmus-Student nach Weimar gekommen. In meiner Vorauswahl waren noch Southampton und Berlin, die Uni hat mich aber hier her geschickt. Ich hab deutsche Vorfahren aus Baden-Württemberg, konnte vor dem Erasmus-Jahr aber kein Deutsch sprechen. In Deutschland wollte ich etwas über einen Teil meiner ursprüngliche Kultur lernen. Thüringen ist da ein Meilenstein – Goethe, Schiller, Liszt, Nietzsche. Und dann natürlich das Bauhaus. Auch wenn die Universität dort nichts mehr mit dem ursprünglichen Bauhaus zu tun hatte, als ich ankam. Die Tradition war leider gebrochen, den brillanten Geist der 20er mit Gropius und Kandinsky gab es nicht mehr.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Künstler zu sein ist eine Lebensart, vieles dreht sich um die Kunst. Hauptsächlich gibt drei Dinge, durch die ich meine künstlerische Aktivität mit anderen teile:

1. Malen 2. Kunstunterricht 3. Musik

Außerdem spielt meine Familie eine wichtige Rolle für mich. Für diesen wichtigen Teil meines Glücks investiere ich viel Zeit und Kraft.

  • 1975

    Alicante

  • Puerto Rosario (Fuerteventura)

  • Madrid

  • Alicante

  • Granada

  • Valencia

  • Weimar

  • Friedrichroda

  • 2020

    Tambach-Dietharz

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Ich habe in vielen Städte gewohnt und an jedem Ort immer versucht, das Beste zu geben und mitzunehmen. Ich bin das Ergebnis aller Erfahrungen, die ich gemacht habe, deswegen fühle ich mich weder ostdeutsch noch westdeutsch.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Es gibt eine ganze Reihe von Erfahrungen, die ich gemacht habe, gute und schlechte Erfahrungen, aber die Summe von allem ist positiv, sonst würde ich nicht hier sein.

Die Deutschen stehen auf Ordnung, und das finde ich gut. Niemand wird sein Auto auf meinem Grundstück parken. Auf dem Amt bemühen sich die Beamten, mir alle Informationen und alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Termine werden hier eingehalten. Diese Sicherheit erlaubt es mir zu planen, eine Zukunft aufzubauen und erfolgreich zu sein.

An den schlechten Erfahrungen bin ich gewachsen, sie waren vor allem menschlicher Natur.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

In gewissen Aspekten waren die Ostdeutschen viel disziplinierter und kultivierter als die Westdeutschen – sowohl, was die Allgemeinbildung betrifft, als auch das Fachwissen. Sie waren weiter. Ob sie für die reale Welt besser vorbereitet waren, ist eine andere Frage.

Viele Ostdeutsche waren den gegenüber Westdeutschen misstrauisch. Und trotzdem war es wirtschaftlich für die Westdeutschen ein Land zum Aufbauen mit sehr guten Investitionsperspektiven. Die Ostdeutschen waren die „armen Deutschen“ und davon stigmatisiert.

An der Universität kamen die meisten Dozierenden aus Westdeutschland. Die anderen Studierenden meinten, nur „Wessis” hätten die Professuren bekommen. Aber in der Presse wurde nicht darüber berichtet.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Für mich war es ein großes Glück nach Deutschland kommen zu dürfen. Wenn du in einem neuen Land bist, ist das erste, was du lernen musst, um glücklich zu werden, die Sprache. So wie du dich ausdrückst, so bist du. Ich habe viele Menschen getroffen, die mich aufbauen konnten. Menschen, mit denen ich Spaß habe, lache. Und viele intellektuelle Köpfe, die mich inspirieren, von denen ich lernen kann. Es gibt auch ein paar Spanier hier, Menschen aus Chile, Argentinien, Kuba.

Wir leben in einem guten Land mit vielen Möglichkeiten und großer Zukunft. Die neuen Zeiten werden sich noch mehr von der Vergangenheit unterscheiden und das alles schneller als wir denken.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass alles Gute, das wir von der vorigen Generation gelernt haben, bleibt, denn es gibt in diesem Teil des Landes viel zu loben. Ich wünsche mir, dass die Ostdeutschen gegenüber den Mitbürgern aus dem Westen offen bleiben und ohne Neid. Ich wünsche dem Osten auch Kraft für Ehrgeiz, Mut und Großzügigkeit.