Prof. Dr. Julia Knop
Prof. Dr. Julia Knop ist 1977 in Herne geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Julia wohnt aktuell in Erfurt, wo sie als Professorin lehrt.
Foto: Sebastian Holzbrecher
Das Profil teilen:
Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Ganz einfach: Ich habe mich auf die Professur in Erfurt beworben – und bin genommen worden!
Wie gestaltest du die Zukunft?
An der Theologischen Fakultät denke ich zusammen mit Studierenden und Promovierenden der Theologie sowie mit Kolleginnen und Kollegen meiner und anderer Fakultäten über Religion und ihre Bedeutung für Kultur und Gesellschaft nach. Wir reflektieren Entwicklungen und Transformationen religiösen Lebens und Denkens und begleiten kirchliche Prozesse aus wissenschaftlicher, d.h. immer auch: kritischer Perspektive.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Ich fühle mich weder ostdeutsch noch nicht-ostdeutsch; kulturell fühle ich mich, da ich mich gern und viel mit Sprache und Philosophie beschäftige, in Deutschland zuhause, politisch verstehe ich mich als Europäerin. Ich bin froh, in einer freien und offenen Gesellschaft zu leben und dankbar, dass dies in Thüringen seit 30 Jahren auch möglich ist.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Dass Erfurt Ostdeutschland ist, war gar nicht besonders Thema. Wichtiger war: dass es eine bisher wenig bekannte, aber wunderschöne Stadt mitten in Deutschland ist. Besonders interessant und herausfordernd für mein Fach und meinen Beruf ist die religiöse Situation in Thüringen: dass Christinnen und Christen hier in der Diaspora leben, und was das für ihren Glauben bedeutet.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Wer aus Westdeutschland kam, war geübt(er) im Wettbewerb, hatte berufsbiographisch passende(re) Voraussetzungen und wirtschaftlichen Unterbau, war mit demokratischen Abläufen vertraut. Für die junge Generation, die nach der Wende erwachsen geworden ist, dürften sich viele dieser Unterschiede relativiert haben.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Freundlichkeit, Pragmatismus, Improvisationskunst auf vielen Ebenen, eine junge, noch wenig verkrustete Demokratie, blühende Städte und ein hohes Maß an Individualität.