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Osten

Kalina Bunk

Kalina Bunk

Kalina Bunk ist 1990 in Bremervörde geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Kalina wohnt aktuell in Magdeburg, wo sie als Journalistin arbeitet.

Foto: MDR/Jörn Rettig

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Mich hat mein jetziger Job nach Magdeburg gebracht. Wenn ein Freund nicht schon hier gelebt hätte, hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht beworben. Eigentlich sollte es dann nur eine Zwischenstation werden, doch inzwischen lebe ich sehr gern hier. Ich schätze meinen Job, meine Kollegen, das Umfeld, in dem ich lebe, und die Menschen, mit denen ich hier mein Leben teile.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Journalistin berichte ich über die Dinge, die in unserer Region passieren. Ich erkläre, was hinter Entscheidungen steckt und was sie für die Menschen bedeuten. Dabei suchen und entwickeln meine tollen Kollegen und ich immer wieder neue Wege und Formate, um mit unseren Nutzern in Kontakt zu sein.

  • 1990

    Bremervörde

  • Bremen

  • Berlin

  • Madrid

  • 2020

    Magdeburg

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Nein. Ich bin Jahrgang 1990 – ich habe das geteilte Deutschland nicht aktiv erlebt und Menschen nie in ost- oder westdeutsch kategorisiert. Diese Unterscheidung nehme ich erst wahr, seitdem ich hier im Osten lebe. Eine der ersten Fragen, die mir ein Kollege damals im neuen Job gestellt hat, war, wo ich denn herkomme. Meistens bezieht sich die Frage auf meinen nicht deutsch klingenden Vornamen. Also sagte ich, dass meine Mutter aus Polen stammt. Der Kollege daraufhin: „Nee – ich meine: Ostdeutschland oder Westdeutschland?“ Dass es darum gehen könnte, darauf war ich selbst gar nicht gekommen. Ich finde es schade, wenn ich in die Kategorie „westdeutsch“ gesteckt werde – das baut Distanz auf.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

„Nach Magdeburg, wirklich?“ Auch heutzutage reagieren die meisten Leute fast schon bemitleidend, wenn ich ihnen meinen Wohnort nenne. Das stört mich sehr, da viele von ihnen selbst noch nie in einer ostdeutschen Stadt gewesen sind und einfach nur Ossi-Klischees reproduzieren, ohne sich ein eigenes Bild gemacht zu haben. Gleichzeitig habe ich bei (vor allem älteren) Menschen aus dem Osten oft das Gefühl, dass es für sie einen Unterschied macht, ob jemand aus Ost- oder Westdeutschland kommt.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Dass Westdeutsche Vorteile hatten, zeigt allein schon der Blick auf die Wirtschaftskraft und den Anteil der wohlhabenden Menschen. Wenn ich aber vergleiche, wie viel schwerer es im Westen beispielsweise ist, einen Kita-Platz oder eine schöne Wohnung zu finden, denke ich, dass es auch im Osten durchaus Vorteile gibt.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Ich muss zugeben, dass ich leider erst in Ostdeutschland wirklich verstanden habe, was die Wiedervereinigung für die Menschen hier für Folgen hatte und hat. Das wird in meiner Wahrnehmung im Westen selten bis gar nicht thematisiert. Ich wünsche mir, dass sich das ändert. Auch ist mir bewusster geworden, wie unfair es ist, dass so wenig Ostdeutsche in wichtigen Gremien bzw. Spitzenämtern vertreten sind. Und wie viele Menschen es hier gibt, die ihre Heimat schätzen und hier etwas bewegen wollen!

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Dass es keine Nachrichtenmeldung mehr wert ist, wenn eine Ostdeutsche ans Bundesverfassungsgericht berufen wird. Für Ostdeutsche selbst wünsche ich mir mehr Stolz und Selbstbewusstsein. Und von allen Deutschen wünsche ich mir, dass Vorurteile über Ost und West nicht einfach nachgeplappert und so am Leben erhalten werden. Wenn wir nur übereinander reden statt miteinander, ist der Weg zu einer echten Einheit noch weit!