Wir sind der

Osten

Kerstin Meisner

Kerstin Meisner ist Projektmanagerin und 1964 in Potsdam geboren und aufgewachsen.

Gegangen: Kerstin wohnt aktuell in Nürnberg.

Das Profil teilen:

Weshalb bist du gegangen?

Ich habe Anfang der 80er-Jahre aktiv Republikflucht begangen, da ich mich mit dem für mich damals verlogenen System nicht identifizieren konnte. Nachfragen meinerseits, warum „Theorie“ und „Praxis“ (Medien und Wirklichkeit) so stark auseinanderklaffen, zogen teilweise Strafen, aber auf jeden Fall stundenlange Diskussionen nach sich, ohne für mich erkennbares Ergebnis. Ich vermisste Meinungsfreiheit und die Fähigkeit, Misstände aufzuzeigen, um sie zu beseitigen und nicht unter den Teppich zu kehren.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich bin aktives Mitglied bei B’90/Die Grünen und Co-Sprecherin des Arbeitskreises „Europa“ in Nürnberg. Da all unsere Themen – natürlich auch der Umweltschutz – in Deutschland nicht vor oder nach Grenzen halt machen, setze ich mich seit letztem Sommer aktiv mit diesem Thema auseinander. Ich bin außerdem Feministin und fange gerade an, mich für das Thema „Diversity“ zu interessieren, da auch dies Teil unserer Gesellschaft ist.

  • 1964

    Potsdam

  • 2020

    Nürnberg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Weil ich seit 36 Jahren im Westteil des Landes lebe und meine ostdeutsche Heimat bewusst verlassen habe. Ich war 20 Jahre alt, als ich Potsdam verließ, habe mich voll und ganz auf mein neues Leben konzentriert und selbst nach 1989 nur wenig zurückgeschaut.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Positiv sehe ich, dass ich mich mehr als Teil der Gesellschaft und weniger als Individuum betrachte. Ich bin fähig, mich schnell an verschiedene Gegebenheiten anzupassen und offen auf andere Menschen zuzugehen. Bezüglich Nachhaltigkeit fallen mir viele Dinge nicht sehr schwer, da ich sie aus meiner Kindheit und Jugend kenne. Meine Mutter dagegen ist 1990 nach Wiesbaden gezogen, was eine falsche Entscheidung war, da sie dort nie richtig Fuß fassen konnte. 2005 ist sie dann leider dem Alkoholismus erlegen und gestorben. Mein Vater wiederum war aktives SED-Parteimitglied, trauert der DDR hinterher und fühlt sich im heutigen Kapitalismus nicht sehr wohl, was er immer wieder bekundet.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ehrliche Aufarbeitung der vor allem negativen Vergangenheit. Bessere Aufklärung für Demokratie und Diversity, da die Menschen mit diesen Themen nicht gelernt haben, offen umzugehen. Stolz entwickeln für die Dinge, die die Menschen vor und nach der Wende erreicht haben. Sich mehr in den Vordergrund bringen, um auf sich aufmerksam zu machen und dem Osten eine Stimme zu geben.