Kirsten Fuchs
Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und 1977 Karl-Marx-Stadt geboren.
Gegangen: Kirsten lebt heute in Berlin.
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Weshalb bist du gegangen?
Meine Eltern sind schon zu DDR-Zeiten nach Berlin gezogen und nie nach Sachsen zurück gekehrt. Es war nicht meine Entscheidung. Ich war dreieinhalb und bin ich Berlin aufgewachsen. Ich bilde mir ein, dass es zufällig ist, aber zumindest bin ich vom Ostteil von Berlin in den Westteil gezogen und bin nie in den östlichen Teil zurück gezogen.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich schreibe Texte, die immer ein tolerantes und friedfertiges Weltbild vertreten. Wichtig sind mir vor allem die Theaterstücke für Kinder und Jugendliche, über Populismus, Cybermobbing, tolerante Sexualaufklärung. Ich nutze meine öffentliche Stimme gegen rechts und in der Hoffnung, politisch und privat etwas gegen den Klimawandel tun zu können. Privat lebe ich so nachhaltig wie es geht, mache viel selbst, verwerte vieles wieder, kaufe vieles secound hand. Außerdem spende ich regelmäßig an Projekte die mich überzeugen, monatlich an Ärzte ohne Grenzen, Mein Grundeinkommen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich fühle mich selbst in Berlin unter zugezogenen Westdeutschen (nicht unter Westberlinern) oft fremd, weil ich zu direkt sage, was ich denke, glaube ich. Ich biete nicht ständig meine Hilfe an, sondern vertraue darauf, dass man mich fragt. Dann finde ich so ein übertriebenes Dankbarsein auch absurd, is doch selbstverständlich. Ich verstehe versteckte Kommunikationskonvention nicht. Ach, dass man sich so irrsinnig langsam nur anfreundet, versteh ich nicht und sich jahrelang erstmal nichts erzählt. Ich mag das nicht so klischeehaft empfinden, aber erlebe es eben oft so.
Die andere Musik und die anderen Filme meiner Kindheit finde ich nicht so auffällig wie den sozialen Umgang.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich fühle mich reflektierter durch diese Erfahrung als ich es ohne sie wäre. Aber auch als wäre ich mit einem irren Bumms nicht mehr Kind gewesen und irgendwie fehlt da was, sowas wie komplett Zutrauen zu einer politischen Weltsicht, außer Humanismus. Darauf kann ich mich mit mir einigen. Ich finde auch das Grundgesetz gut, aber das Land ist trotzdem nicht so „mein Land“, eher dass Berlin meine Stadt ist und ich doch heimatliche Gefühle im Osten habe.
Außerdem kann ich schlecht Sachen wegwerfen. Ich will alles wiederverwenden oder reparieren, wie in so einer Mangelwirtschaft.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Eine Mischung aus Gerechtigkeit/Aufarbeitung und Arschhochkriegen/Ideen.