Klara Geywitz

Klara Geywitz ist stellv. Parteivorsitzende (SPD) und 1976 in Potsdam geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Klara wohnt aktuell in Potsdam.

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Weshalb bist du geblieben?

Potsdam ist und war meine Heimat. Hier habe ich meine Wurzeln, meine Familie, meine Freunde, meinen Lebensmittelpunkt. Es gab für mich nie einen Grund, aus meiner wunderschönen Heimatstadt wegzuziehen.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Vor über 30 Jahren brachten in der damaligen DDR mutige Menschen mit ihren friedlichen Demonstrationen die Mauer zum Einsturz – ein Aufbruch für Demokratie und Menschenrechte in ganz Osteuropa setzte sich fort. Mit der Gründung der SDP im Oktober 1989 haben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten unseren Anteil am friedlichen Wandel. Ich selbst bin 1994 in die SPD eingetreten. Es herrschte überall Aufbruchstimmung und alles um mich herum veränderte sich. Da wollte ich mit gestalten.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Man spürt in Ostdeutschland wieder eine Art Aufbruchstimmung, viele Gegenden erleben einen Strukturwandel. Hier gibt es viele Möglichkeiten, die Zukunft aktiv mit zu gestalten. Eine Chance, die nicht überall in Deutschland gegeben ist. Die Digitalisierung zum Beispiel ermöglicht es, dass Menschen nicht mehr zwingend den ländlichen Raum und ihre Heimat zum Arbeiten verlassen müssen. Das würde ich jungen Menschen als Chance aufzeigen und auch dafür werben.

  • 1976

    Potsdam

  • 2021

    Potsdam

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Fühle ich mich ostdeutsch? Jein. Ich fühle mich als Gesamtdeutsche mit ostdeutschen Wurzeln.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Das hat mehrere Ursachen. Zum einen haben wir in Ostdeutschland sehr viele ländliche Gegenden. Parteistrukturen dort aufzubauen und zu festigen ist nicht so einfach. Durch Corona hat sich aber auch das Parteileben verändert. Sitzungen finden zum Beispiel digital statt. Ein hybrides Format würde ich auch zukünftig beibehalten wollen, um allen eine Teilnahme zu ermöglichen. Voraussetzung dafür ist natürlich der Ausbau des Breitbands. Aber daran arbeiten wir. Ich denke, dass aber auch die Historie eine entscheidende Rolle spielt. Vielen ist der ehemalige SED Parteiapparat noch gut im Gedächtnis und wirkt nachhaltig abschreckend. Deshalb müssen wir das Vertrauen in die Demokratie weiter stärken.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Als stellvertretende SPD-Parteivorsitzende habe ich mich z.B. dafür eingesetzt, dass viele wichtige Ostthemen in unserem SPD Wahlprogramm vertreten sind. So wollen wir zum Beispiel verschuldeten Kommunen einmalig hohe Altschulden abnehmen und das Problem der Altschulden vor allem bei den ostdeutschen Wohnungsbaugesellschaften lösen. Weitere Ziele sind unter anderem die Sichtbarkeit der Ostdeutschen in allen Bereichen zu erhöhen, viele Haushalte mit Kindern durch die Kindergrundsicherung finanziell besser zu stellen und den Mindestlohn auf mindestens 12 Euro anzuheben.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Heute, 30 Jahre nach Mauerfall, kämpfen wir noch immer gegen die Benachteiligung bei Löhnen zwischen Ost und West oder für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen die Spalter in unserem Land. Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, wie groß das Geschenk ist, in Freiheit zu leben und das wir alle etwas tun können, diese Freiheit zu beschützen. Der Osten hat viel zu bieten – ob als Wirtschaftsstandort oder als Lebensmittelpunkt – und ich wünsche mir, dass wir den Strukturwandel alle gemeinsam gut hinbekommen. Veränderungen sind nie leicht. Aber wir Ostdeutsche haben mit ihnen auch viel wertvolle Erfahrungen gesammelt, die uns helfen werden, die Zukunft zu gestalten.